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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM786
1870 fünf weitere Benennungen „auf immerwährende Zeiten“ verfügt, wo-
bei es sich diesmal um Inhaber handelte, die sich während der Revolution
1848/49 besonders für den Bestand der Habsburgermonarchie ausgezeichnet
hatten (die Sterbedaten in Klammer): Zar Nikolaus I. (1855), Joseph Wenzel
Graf Radetzky (1858, Josef Graf Jellačić (1859), Alfred Fürst Windisch-Grätz
(1862) und Heinrich Freiherr von Heß (1870). Anlässlich der Enthüllung
des Maria-Theresia-Denkmals am 13. Mai 1888 erhielten 23 Regimenter
gleichzeitig einen „immerwährenden“ Inhaber, wobei es sich diesmal nicht
um zeitgenössische, sondern historische Persönlichkeiten handelte, die sich
um die Monarchie besondere Verdienste erworben hatten. An erster Stelle
waren dies sämtliche Monarchen aus dem Haus Habsburg-Lothringen von
Maria Theresia bis zum unmittelbaren Vorgänger Franz Josephs, danach
bekannte Feldherren aus den Türkenkriegen und aus der Maria-Theresiani-
schen Zeit. Der Zusammenhang mit dem unmittelbaren Anlass, der Enthül-
lung des Denkmals, ist leicht ersichtlich. Gleichzeitig hatte mit der Auswahl
der Namen aber auch so etwas wie eine Kanonisierung wichtiger Persön-
lichkeiten stattgefunden, um die herum von nun an die Narrative einer
ruhmreichen Geschichte konstruiert werden konnten. Was die Regiments-
kommandos im Kleinen praktizierten, wurde hier also auf gesamtstaatlicher
Ebene vorexerziert.
1894 wurden die Biografien und Bildnisse der „immerwährenden“ In-
haber in einem Oktavband veröffentlicht.1317 Der Herausgeber Karl von
Kandelsdorfer war seit 1891 Redakteur von „Streffleur’s militärische[r]
Zeitschrift“, dem noch unter Erzherzog Karl gegründeten, kriegswissen-
schaftlichen Publikationsorgan der Monarchie. Er hatte sich im April 1893
an die Fideikommissbibliothek gewandt, um Reproduktionen von 19 Bild-
nissen für sein Werk anfertigen zu können. Den Hinweis auf das in der
Sammlung vorhandene einschlägige Bildmaterial bekam Kandelsdorfer
nach eigener Aussage vom Generalmajor Wetzer, dem damaligen Direktor
des Kriegsarchives.1318 Wie viele der geforderten Porträts in der Publikation
schließlich reproduziert wurden, ist nicht nachvollziehbar. Den von Zhish-
man ausdrücklich geforderten Quellennachweis auf den Abbildungen1319 gibt
es jedenfalls nicht, stattdessen eine lapidare Erwähnung der Fideikommiss-
bibliothek im Vorwort.1320
Der Tendenz nach verwandt mit allen bisher behandelten Formen der
militärisch-patriotischen Erinnerungskultur ist auch folgende Maßnahme,
1317 Kandelsdorfer, immerwährende Zeiten.
1318 FKBA34024, fol. 1r.
1319 FKBA34024, fol. 3v.
1320 Kandelsdorfer, immerwährende Zeiten, VI.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken