Seite - 795 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 795
Als erste Person, die der Bibliothek nicht angehörte, benutzte den „Hilfsap-
parat“ anscheinend der Arzt und Anatomen Karl Aberle (1818–1892), und
zwar für einen 1887 erschienen Aufsatz, in dem u. a. die Bildnisse von Pa-
racelsus systematisch verzeichnet sind.1355 Wie der Autor am Beginn des
entsprechenden Abschnittes vermerkt, war es neben der Universitätsbiblio-
thek, der Hofbibliothek und der Albertina v. a. die Fideikommissbibliothek
die seine Arbeit unterstützte, „woselbst nicht bloß die im Handel einzeln
erschienen oder gesammelten Porträts in einem Faszikel vereint sind, da-
her den Vergleich wesentlich erleichtern, sondern auch die den Büchern der
Bibliotheken beigebundenen Bildnisse alphabetisch nach den Namen des
Abgebildeten verzeichnet sind.“ Er bedankt sich an dieser Stelle bei Biblio-
theksvorsteher Becker für „die mir so oftmals gestattete eingehende Einsicht
in diese höchst instructive Sammlung und für die bedeutende Unterstützung
[…], welche mir durch die Benützung des mit der Sammlung verbundenen
allgemeinen ikonographischen und Kunstwissenschaftlichen Hilfsappara-
tes zu Theile ward.“1356 In einer ausladenden Fußnote, in der auch die bei-
den Aufsätze Karpfs zitiert sind, wird schließlich der Nutzen des „Hilfsap-
parates“ herausgestrichen. Karpfs Arbeitskollege Wenzel Schaffer hatte
dazu einige Jahre später angemerkt: „Diese Notiz ist über Veranlassung
des Dr. Karpf von dem Verfasser des Aufsatzes über die Paracelsus-Bilder,
Regierungsrath Dr. Aberle, […] aufgenommen worden, hat aber weder die
Bewilligung noch die Anerkennung des verstorbenen Bibliotheksvorstandes,
Hofrathes Ritter von Becker erfahren.“1357
Die Behauptung Schaffers ist in der Schärfe ihrer Formulierung vielleicht
überzogen, ihrem Gehalt nach aber zweifellos richtig. Denn wie mehrere ver-
streute Quellen belegen, war Karpf bestrebt, die Bedeutung und den Nutzen
seines Hilfsapparates bei jeder sich ergebenden Gelegenheit gegenüber Au-
ßenstehenden zu betonen. Dass eine solche Tendenz bei ihm vorhanden war,
wird außerdem durch den Umstand erhärtet, dass die entsprechenden, im
Archiv der Fideikommissbibliothek schriftlich überlieferten Aussagen – wohl
zu einem späteren Zeitpunkt – farbig von ihm unterstrichen wurden. Ty-
pisch sind etwa die bei der Beantwortung von Anfragen zum Vorhandensein
von Porträts bestimmter Persönlichkeiten laufend wiederkehrenden Hin-
weise Karpfs, dass schwer auffindbare Informationen, die der Befriedigung
des Bedürfnisses nach Auskunft dienen sollten, dem „Hilfsapparat“ entnom-
men wurden.1358 In zwei Fällen verweist Karpf außerdem auf die Quellenre-
1355 Aberle, Paracelsus.
1356 Aberle, Paracelsus, 64f. und Anm. 41/2 mit einigen Angaben zum „Hilfsapparat“.
1357 FKBA31100, fol. 23r.
1358 FKBA33156, fol. 5v; FKBA34047, fol. 4r; FKBA36193, fol. 2r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken