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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 801
auch eine Sammlung von Bildproben zu den diversen grafischen und foto-
grafischen Techniken angelegt. Beides war offensichtlich die Konsequenz
ausgedehnter Bemühungen zur inhaltlichen und kunsthistorischen Bestim-
mung von Bildnissen.1378 Nur wenige solcher Aktivitäten zu den eigenen Be-
ständen sind allerdings dokumentiert. 1886 veröffentlichte Johann Baptist
Janku in einem Artikel in der „Kunstchronik“1379 zwei in der Porträtsamm-
lung befindliche Bildnisse von Kaiser Karl V., die in einer Art Negativ-Ver-
fahren gedruckt sind.1380 Dadurch wurde der Medaillenforscher Aloiss Heiss
auf die Blätter aufmerksam. Um an Fotografien der Porträts zu gelangen,
wandte sich Heiss zunächst an Albert Ilg und bat um Vermittlung.1381 Be-
cker genehmigte die Reproduktion, als ausführender Fotograf wurde Josef
Löwy empfohlen.1382 – Im gleichen Jahr (1886) recherchierte man auch zu
einem karikierten Bildnis der Margarete Maultasch (Margarete von Tirol),
das im Jahr 1787 in Paris von Gilles Antoine Demarteau gestochen worden
war. Um Auskunft gebeten wurde dabei auch der als Biograph des öster-
reichischen Kaiserstaates berühmt gewordene Constantin von Wurzbach,
der selbst Porträts sammelte und solche im Rahmen der Einträge in seinem
biografischen Lexikon auch beschrieb. Doch Wurzbach konnte keine nen-
nenswerten Informationen liefern.1383 Da sich in den Sammlungen von Ver-
sailles damals ein ähnliches (gemaltes) Bildnis der Margarete Maultasch
befand, richtete Becker auch nach Frankreich eine Anfrage, die allerdings
anscheinend ebenfalls kein Ergebnis erbrachte.1384 Tatsächlich haben der
Stich von 1787 und das Ölbild in Versailles, das von dem wenig bekannten
1378 Vgl. FKBA35079, fol. 1r: „In der k. u. k. Familien-Fideicommss-Bibliothek befindet sich
eine schon vor längerer Zeit begonnene Zusammenstellung von Bilderproben, welche die
Techniken sowohl der älteren graphischen Vervielfältigungen als auch der photographi-
schen Kopierungen und des Lichtdrucks in deren Erzeugnissen anschaulich vorführt.“
Die „Pflichtexemplare“ bei fotografischen Reproduktionen wurden etwa „in die Sammlung
Typen für die Vervielfältigungsarten abgegeben“ (FKBA34022, fol. 9r).
1379 Janku, Bildnisse.
1380 Eruierbar war nur eines der Bildnisse, von dem allerdings zwei unterschiedliche Fassun-
gen existieren: Wien, ÖNB, BAG, PORT_00043756_01, PORT_00043757_01. Die Platte
zu diesen Abzügen befand sich damals (nach der Angabe von Janku, Bildnisse, 403) in der
Hofbibliothek.
1381 FKBA31061, fol. 1r–2r; Heiss war an Ilg von dem deutschen Historiker Hermann Baum-
garten weiterempfohlen worden.
1382 FKBA31061, fol. 9r (Antwortschreiben von Janku vom 18.08.1886). Am Rande sei noch er-
wähnt, dass Heiss Jankus Artikel insofern nicht korrekt verstanden hatte, als er die An-
gaben zum Aufbewahrungsort der Druckplatten, von denen sich eine in der Hofbibliothek
befand, während der Verbleib der anderen unbekannt war, mit jenen zu den Abzügen
verwechselte.
1383 FKBA31058.
1384 Vgl. FKBA31047, fol. 3v–4v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken