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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM804
nis Schnürers ein besonderes Engagement und besondere Geschicklichkeit
entwickelt haben soll. Es ist wohl kein Zufall, dass beinahe alle Einträge in
dem oben erwähnten Bestimmungsregister von Beetz stammen. Vermutlich
legten andere Beamte gar keinen Wert auf die Dokumentation ihrer Arbei-
ten und wahrscheinlich war es Beetz selbst, der die Anlage des Registers in
die Wege leitete (wie von ihm ja auch neue Registraturbücher zum Archiv
der Fideikommissbibliothek angelegt wurden). Beetz wiederum wurde in die
Tätigkeit des Porträtbestimmens von Johann Jureczek eingeführt, der als
Betreuer der Kunstsammlung in erster Linie für diese Aufgabe vorgesehen
war und der von Schnürer, der allerdings eng mit ihm befreundet war, als
der eigentliche Fachmann in dieser Angelegenheit betrachtet wurde. Mög-
licherweise bestand zwischen Karpf und Jureczek in dieser Beziehung eine
gewisse Konkurrenz. Jureczek tritt jedenfalls erst 1892 mit dem Bestimmen
von Porträts in den Akten in Erscheinung; damals jedoch mit einem Auftrag,
der nicht nur sein persönliches Renommee in dieser Funktion begründet ha-
ben dürfte, sondern wohl auch für den Ruf der Fideikommissbibliothek als
Kompetenzzentrum für Porträtforschungen von entscheidender Bedeutung
war. Ihm müssen wir uns kurz ein wenig ausführlicher widmen.
Jureczek wurde nämlich gegen Ende des Jahres 1892 vom Obersthofmeis-
teramt beauftragt, die in der Hofburg in Innsbruck befindlichen Gemälde zu
bestimmen – eine Aufgabe, die er zwischen dem 4. und 14. November 1892
durchführte.1390 Der Bestand setzte sich zusammen „aus 10 Schlachtenbil-
dern (im Gardesaale), aus 141 Porträten (in allen Räumlichkeiten) und aus
3 Darstellungen von Ordensfeierlichkeiten (im 2. Fürstenzimmer), welch
letztere ebenfalls zahlreiche Porträte enthalten.“1391 Diese Gemälde gehören
zur Ausstattung des Paradeappartements im zweiten Obergeschoß der Inns-
brucker Hofburg, die unter Maria Theresia in den 1760er und 1770er Jah-
ren geschaffen wurde, und befinden sich im Garde- und im Riesensaal sowie
im Lothringer- und im Kapitelzimmer.1392 Die Bestimmung der Bilder nach
ihrem Inhalt war deshalb vonnöten, weil im Zuge einer Restaurierungskam-
pagne, die bereits 1856 begonnen hatte und 1896 zu ihrem Ende kommen
sollte, neue Inschriften angefertigt werden sollten.1393 Notwendig war dies
deshalb geworden, weil die Beschriftungen bereits bei einer früheren Res-
1390 FKBA33157. Andeutungen Jureczeks im Abschlussbericht legen es nahe, dass er davor
bereits Untersuchungen zur Bestimmung von Gemälden in den Schlössern Laxenburg
und Schönbrunn durchgeführt hatte (vgl. FKBA33157, fol. 4r u. 8v). Darüber hinausge-
hende schriftliche Dokumentationen dieser Tätigkeiten wurden bisher nicht aufgefunden.
1391 FKBA33157, fol. 4r.
1392 Felmayer, Hofbauten, 65–76 u. 123–169; Hanzl-Wachter, Hofburg, 49–64; Hanzl-Wachter,
Neugestaltung.
1393 Felmayer, Hofbauten, 77.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken