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BIBLIOTHEK UND ÖFFENTLICHKEIT 805
taurierung in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts übermalt und erneu-
ert worden waren; da man damals „ohne wissenschaftliche Behelfe“ vorging,
kam es zu „zahlreichen und auffallenden Irrthümer[n]“.1394 Jure czek legte
zu allen Gemälden Zettel mit Angabe der Inventarnummer und Erläuterun-
gen zur Bestimmung und Identifizierung an.1395 Am 9. Dezember 1892 legte
er seinen Abschlussbericht vor, in dem weitere Anmerkungen zu einzelnen
Bildern mit Korrekturen, Neu-Identifikationen und Ergänzungen sowie eine
Übersicht über die dargestellten Personen der Porträts im Riesensaal ent-
halten sind.1396 Aus mehreren Aussagen Jureczeks geht hervor, dass für die
Identifizierung von Personen Porträts aus der Fideikommiss bibliothek zu
Vergleichszwecken verwendet wurden.1397 Des Weiteren enthält der Bericht
eine Beschreibung des Gesamtprogramms der Saalausstattungen und geht
auf deren Datierung und die Künstlerfrage ein. Diese letztere glaubte Jure-
czek nur im Hinblick auf die Gemälde des Riesensaales lösen zu können, die
er aufgrund eines Vergleichs mit einem „Bild aus dem Inventar des Ambra-
ser Schlosses (A. 474) […], das die Söhne des Kaisers Leopold II.: Erzherzog
Maximilian und Josef, als Kinder von 1 und 3 Jahren vorstellt und die Be-
zeichnung trägt: Carl Aurbach pinxit 1777“, dem Maler Johann Carl Auer-
bach (1723–1788) zuschrieb.1398
Kehren wir nach diesem Exkurs zu den in der Fideikommissbibliothek
vorgenommenen Porträtbestimmungen zurück. Die Grundlage für diese
bildete natürlich das überreich vorhandene Vergleichsmaterial. Bei unbe-
kannten Porträts von Standespersonen wurden auch äußerliche Merkmale
wie etwa Uniformen oder Orden zwecks Identifikation herangezogen.1399 Die
gegen Ende des vorigen Abschnittes erwähnte, von Johann Jureczek an-
gelegte Kartei bildete dabei wohl eine wichtige Grundlage. Der Kreis der
Personen, die sich mit Fragen zu Bildnissen an die Fideikommissbibliothek
wandten, war in der Tat vielschichtig und lässt sich nicht auf bestimmte
soziale oder berufliche Kategorien einengen. Natürlich umfasste er aber
auch Forscher und Angestellte wissenschaftlicher und kultureller Institu-
tionen, die mit der Fideikommissbibliothek meist auch sonst in fachlichem
Austausch standen. Erwähnt seien (in Klammer jeweils das Jahr der An-
frage): Sándor Szilágyi, der Direktor der Universitätsbibliothek Budapest,
der die Sammlung mit Zeitschriftengeschenken bedacht hatte (zwei Anfra-
1394 FKBA33157, fol. 5r–v.
1395 Vgl. FKBA33157, fol. 4r, 5v u. 8v.
1396 FKBA33157, fol. 4–9. Ein Zwischenbericht an Bibliotheksdirektor Zhishman, in dem ei-
nige Ergebnisse vorweggenommen sind, datiert vom 07.11.1892 (FKBA33157, fol. 1–2).
1397 Vgl. FKBA33157, fol. 7r, 8r, 8v.
1398 FKBA33157, fol. 5v–6r.
1399 Siehe beispielsweise FKBA37076, FKBA39077, FKBA39094.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken