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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Seite - 822 -
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KAISERLICHES INSTITUT UND ERINNERUNGSRAUM822 und ermittelbare Inhalte: Man wollte auch die Motive der Protagonisten der historischen Vorgänge ergründen und den Zweck und die Bedeutung, die sie ihren Entschiedungen und Handlungen zuschreiben mochten. Die Un- sicherheit, die in diesem interpretativen Feld zwangsläufig herrscht, erfor- derte naturgemäß einen gewissen sprachlichen Aufwand, und zwar sowohl hinsichtlich der phänomenologischen Bestimmung als auch im Hinblick auf die argumentative Begründung. Was dabei an Deutungsmustern gewonnen wurde, war jedoch entscheidend für den weiteren Umgang mit der Fideikom- missbibliothek. Die früheste Schrift, auf die im vorliegenden Zusammenhang eingegangen werden muss, entstand bereits ein volles Jahrzehnt vor der Übernahme der Bibliotheksleitung durch Becker. Es handelt sich um ein Manuskript von seinem Vorgänger Wilhelm Leopold von Khloyber mit dem Titel „Die Ent- stehung und Beschreibung der Privat-Bibliothek Sr. Majestät des Kaisers Franz“, das auf den 30. Dezember 1859 datiert ist.1450 Wahrscheinlich be- steht zwischen ihm und der damals durchgeführten Inventur ein enger Zu- sammenhang. War diese die genaue Rechenschaftslegung über die Bestände der Fideikommissbibliothek, so könnte man das Manuskript als Kurzbericht über ihre Geschichte und ihren Inhalt auffassen. Im Wesentlichen geht es darin aber wieder nur um die Bestände, die Kataloge und die Räumlichkei- ten. Lediglich den einleitenden Abschnitt kann man als „geschichtlich“ be- zeichnen, doch findet sich auch dort keine einzige auf die äußeren Vorgänge der Sammlungsgeschichte bezügliche Tatsache. Khloyber geht es vor allem darum, den Kaiser als Liebhaber und Förderer der Wissenschaften und als Menschenfreund darzustellen. Immerhin finden sich in seiner Schilderung zwei folgenschwere Aussagen. Die erste, welche besagt, dass der Kaiser „seit seiner frühesten Jugend aus Liebe zu den Wissenschaften diesen herrlichen Bücherschatz anlegte“,1451 führte zu der in späteren Texten notorisch wie- derholten Ansicht, dass der Grundstock der Bibliothek in Florenz entstan- den und dann vom Erzherzog 1784 nach Wien mitgebracht worden wäre. Geeignet, um Spekulationen über den Zweck der Bibliothek zu beflügeln, war hingegen die Angabe: „[...] denn der Kaiser sah es gerne, wenn ihm va- terländische Gelehrte in den verschiedenen Audienzen die Früchte ihres lite- rarischen Strebens unterbreiteten, oder wenn im gesandtschaftlichen Wege die Musen des Auslandes dem hohen Mäzen mit ihren besseren Werken ihre Huldigung darbrachten.“1452 Als Ganzes gelesen ist der Satz durchaus mit 1450 FKBA26059. 1451 FKBA26059, fol. 1r. 1452 FKBA26059, fol. 1r. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 Metamorphosen einer Sammlung
Titel
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Untertitel
Metamorphosen einer Sammlung
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21308-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1073
Kategorien
Geschichte Chroniken
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