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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM834
zifischen Habsburgersammlung herausbildete. Angesichts des Umstandes,
dass der Charakter der Fideikommissbibliothek zunehmend unter diesem
Aspekt gesehen wurde, wäre dies wohl zu erwarten gewesen, zumal sich aus
dieser Sichtweise der Plan für ein aus den Beständen der Sammlung konzi-
piertes Museum der Dynastie entwickelte. Ein solcher „Erinnerungsraum“
hätte sich wohl sehr gut aus einer entsprechenden Erzählung über die Be-
stimmung der Fideikommissbibliothek herleiten lassen. Doch die Gründe
für seine Konzeption lagen anderswo, nämlich in Teilen der Bestände selbst.
Denn es gab in der Fideikommissbibliothek eine Vielzahl an Werken und
Objekten, die mit dem Kaiserhaus, und zwar vor allem mit Franz Joseph
selbst, in Beziehung standen und zum Teil Fetischcharakter besaßen. Ihnen
müssen wir nun unsere Aufmerksamkeit nun zuwenden.
3.2 Habsburgica- und Austriaca-Bestände
3.2.1 Die Huldigungsadressen
Die Frage, ob mit der Bedeutungszuschreibung einer unikalen Familien-
sammlung des Hauses Habsburg-Lothringen das Alleinstellungsmerkmal
der Fideikommissbibliothek und zugleich die Direktive für ihre weitere
Ausgestaltung gefunden war, hängt nicht nur mit ihrer Geschichte, son-
dern auch mit der Zusammensetzung ihrer Bestände zusammen. Vor allem
wenn die Fideikommissbibliothek als eine Art „Erinnerungsraum“ der Herr-
scherdynastie aufgefasst werden sollte, dann war es unumgänglich, dass sie
in hinreichendem Maße Objekte besaß, die sich inhaltlich, persönlich oder
ursächlich auf den Monarchen und seine Familie bezogen. Zugleich waren
in diesem Zusammenhang die Provenienzgeschichten der einschlägigen
Bestände von Bedeutung. Es ist klar, dass mit dieser allgemeinen Schwer-
punktsetzung auf den familiengeschichtlichen und dokumentarischen
Wert der Sammlung eine sehr heterogene Gruppe an Objekten in Betracht
kommt, vor allem dann, wenn es sich nicht nur um die Büchersammlung
handeln soll. Ich werde mich mit diesen Beständen insgesamt erst im nächs-
ten Kapitel befassen und zunächst den Fokus auf eine geschlossene Gruppe
daraus richten, die unstrittig einen innigen Bezug zum Kaiserhaus aufwei-
sen und als ein Spezifikum der Fideikommissbibliothek gelten kann: die so-
genannten Huldigungsadressen. Im vorangegangenen Teil dieses Beitrags
wurde auf sie bereits insofern eingegangen, als sich rund um sie eine breite,
über Jahrzehnte hindurch kontinuierlich fortbestehende Aktivität der öf-
fentlichen Zurschaustellung entsponnen hat, die zugleich Auslöser und Mo-
tor für die zunehmende Partizipation der Fideikommissbibliothek an Aus-
stellungen war. Hier soll es nun um eine nähere Bestimmung dieser Objekte
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken