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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Seite - 840 -
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KAISERLICHES INSTITUT UND ERINNERUNGSRAUM840 In welcher Beziehung stehen nun diese „politischen“ Huldigungsadressen zu jenen zahlreichen künstlerisch gestalteten Objekten, die meist unter der gleichen Bezeichnung als Widmungen an den Kaiser in die Fideikommiss- bibliothek als ihrem definitiven Aufbewahrungsort gelangt sind? Um diese Frage zu klären, müssen noch einige weitere kulturgeschichtlich relevante Aspekte berücksichtigt werden. Zunächst kann festgehalten werden, dass die Übergabe von Huldigungs- adressen nicht beliebig erfolgte, sondern an festliche Anlässe gebunden war: Krönungen, Hochzeiten, Geburten, Jubiläen aller Art etc. In dieser Beziehung schließen sie an das Phänomen der sogenannten „Gelegenheits- schriften“ an: Gedichte, die dem Monarchen meist in kalligraphischer Nie- derschrift oder anderweitig künstlerisch gestalteter Form bei derartigen „Gelegenheiten“ überreicht wurden und die in der Fideikommissbibliothek ab dem frühen 19. Jahrhundert dokumentiert sind.1504 In den allermeisten Fällen wurden solche Artefakte aber nicht von Körperschaften, sondern von Privatpersonen verfasst und übergeben. Abgesehen von der bloßen Loyali- tätsbekundung war damit oft auch die Aussicht auf den Erhalt eines Gna- dengeschenkes oder irgendeiner anderen Form der Gunst des Herrschers verbunden. Politische Absichten und Ansichten dürften bei den Gelegen- heitsschriften hingegen so gut wie keine Rolle gespielt haben. Genau die- ser Aspekt, der den Huldigungsadressen zumindest ursprünglich anhaftete, und der damit in Verbindung stehende Umstand, dass sie so gut wie immer von Korporationen überreicht wurden, machen sie zu einer Gattung, die vor der Mitte des 19. Jahrhunderts im Habsburgerreich nicht existierte. Diese Wahrnehmung wird auch durch die Einschätzung in einigen Quellen bestä- tigt.1505 Um das Phänomen der Huldigungsadressen richtig zu begreifen, muss man aber noch einen weiteren wesentlichen Aspekt berücksichtigen, der mit bestimmten allgemeinen kulturgeschichtlichen und sozioökonomischen Ent- wicklungstendenzen des 19. Jahrhunderts und weniger mit der originär po- litischen Funktion der Adressen in Verbindung zu bringen ist. Dieser Aspekt betrifft das äußere Erscheinungsbild der Huldigungsadressen, ihren „Phä- notyp“ gewissermaßen. Wir haben gesehen, dass eine Adresse und somit auch eine Huldigungsadresse ein an den Monarchen gerichteter Text ist, der rhetorisch ausformuliert und in seiner konkreten Ausführung künstlerisch (kalligraphisch etc.) gestaltet sein mag. Dieses Kernstück war und ist jedoch nicht das Moment der optischen Attraktion, durch das die Huldigungsadres- 1504 Wien, ÖNB, BAG, „Glückwünsche, Trauerreden und ähnliche Gelegenheitsschriften“, 11 Boxen, Saal XII, Kasten 150 u. 152; „Miscellanea“, 11 Boxen, Saal VII, Kasten 45. 1505 FKBA37193, fol. 18r. Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 Metamorphosen einer Sammlung
Titel
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Untertitel
Metamorphosen einer Sammlung
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21308-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1073
Kategorien
Geschichte Chroniken
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