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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Seite - 844 -
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KAISERLICHES INSTITUT UND ERINNERUNGSRAUM844 nach wie vor durch Bekundung politischer Forderungen hervortat: die un- garischen Huldigungsadressen. Für sie gilt, dass mit ihren Formulierungen mitunter politische Ansprüche des Königreiches dargestellt oder reflektiert werden. Typischerweise wurde dabei das gute Einvernehmen zwischen Un- garn und seinem Monarchen und die zahlreichen Zugeständnisse, zu denen jener angeblich bereit wäre, gelobt. All das ist eigentlich nur folgerichtig, denn die Adresse verschwand auch nach der Revolution 1848/49 nicht aus dem politischen Instrumentarium im Kampf Ungarns um politische Selb- ständigkeit. Es sei daran erinnert, dass die Fraktion, die sich am Landtag von 1861 um Ferencz Deák formierte, den Namen „Adresspartei“ trug. Die Strategie dieser Gruppierung war es nämlich, die Forderungen an den Kaiser und Kö- nig in Wien – es ging vor allem um die Wiederherstellung der Gesetze von 1848 – in einer Adresse zum Ausdruck zu bringen. Deáks Anhänger konnten sich mit knapper Mehrheit im Landtag durchsetzen, die Adresse von 1861 wurde jedoch von Franz Joseph abgelehnt.1514 Als 1865 die Verhandlungen zwischen Wien und Budapest schrittweise wieder aufgenommen wurden, spielte Deák erneut die Schlüsselrolle; er gilt schließlich auch als der Vater des Ausgleichs von 1867.1515 Von Interesse ist in unserem Zusammenhang dabei vor allem, dass – nachdem der Kaiser am 14. Dezember 1865 im un- garischen Landtag eine Thronrede gehalten hatte, in der er seine Position bezüglich der Verhandlungen dargelegt hatte – ebendort im folgenden Jahr erneut an einer Antwortadresse gearbeitet wurde.1516 Die Jubiläen zum Ausgleich und zu seinem revolutionären Vorspiel von 1848 boten in Ungarn in den 1890er Jahren Gelegenheit zur Selbstvergewis- serung der nationalen Ansprüche. Zugleich waren sie Anlässe für die Über- gabe von Huldigungsadressen an den König, in denen diese Selbstvergewis- serung unter anderem ihren Ausdruck fand. Im Dezember 1892 erhielt die Fideikommissbibliothek zunächst 97 Adressen, die Franz Joseph anlässlich des 25-jährigen Jubiläums seiner Krönung in Budapest „von Behörden und Corporationen Ungarns und seiner Nebenländer“ überreicht worden wa- ren.1517 Da dieser Akt die Ergebnisse des Ausgleichs in ritualisierter Form sanktioniert hatte, war es naheliegend, ihn durch ritualisierte Formen der Erinnerung selbst wieder zu verstärken. Die Krönung war ebenso wie die 1514 Rumpler, Chance, 380–382. 1515 Rumpler, Chance, 405–407 u. 411 1516 Vgl. Das Vaterland, Nr. 283 v. 12.12.1865, 1; Neue Freie Presse, Nr. 467 v. 15.12.1865, 1 (Abdruck der Thronrede); Neue Freie Presse, Nr. 524 v. 14.02.1866, 1; Das Vaterland, Nr. 42 v. 22.02.1866, 1; Neue Freie Presse, Nr. 588 v. 20.04.1866, 1f. 1517 FKBA33166, fol. 4r. Ein Verzeichnis der Adressen liegt bei (fol. 10–11). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 Metamorphosen einer Sammlung
Titel
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Untertitel
Metamorphosen einer Sammlung
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21308-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1073
Kategorien
Geschichte Chroniken
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