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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM854
lians von Mexiko. Es stammte aus dem Besitz des Grafen Ludwig Paar, eines
Onkels des Generaladjutanten von Kaiser Franz Joseph, Eduard Paar, der
die Schenkung vermittelte. Nach dem Willen des ehemaligen Eigentümers
sollte dieses Dokument dem „kaiserl. Familien-Archiv […] überlassen“ wer-
den und folglich übergab es der Kaiser an die Fideikommissbibliothek.1553
Franz Joseph vermehrte die Bestände der Fideikommissbibliothek noch
durch eine Vielzahl weiterer Kunstobjekte, die aus seinem persönlichen Be-
sitz stammten, sowie durch Erinnerungsstücke an seine eigene Person. Ei-
nen bedeutenden Zuwachs dieser Art erfuhr die Sammlung bereits im Jahr
1884. Am 27. März wurden ihr 24 Alben und Portefeuilles mit meist eigen-
händigen Zeichnungen des Kaisers aus seiner Jugendzeit übergeben.1554 Wie
Becker im Jahresbericht festhält, enthielten sie
„viele Handzeichnungen, meist Aquarelle, die von Seiner Majestät dem Kaiser
während Allerhöchstdessen Jugendzeit gesammelt und vielfach mit Allerhöch-
steigenen Randbemerkungen versehen [wurden] […]. Viele der Aquarelle und
Handzeichnungen sind von Mitgliedern des durchlauchtigsten Kaiserhauses
gezeichnet und Seiner Majestät gewidmet worden. Alle diese Kunstblätter und
Kunstgegenstände bilden eine eigene Gruppe, die sich den in der Bibliothek
vorhandenen Jugend- und Prüfungsarbeiten Seiner Majestät anschließt.“1555
Auch in diesem Fall war die Übergabe, die „nach dem Tode des k. k. Leib-
kammerdieners Kundrat“ erfolgte, „unter Intervention der k. k. Direktion
der Ah. Fonde“ zustande gekommen.1556
Eine weitere bedeutende Ergänzung der Bestände der Fideikommissbi-
bliothek, die grundlegendes Material im Hinblick auf die Kultur, die Ge-
schichte und das Selbstverständnis der Monarchie als Vielvölkerstaat ge-
gen Ende des 19. Jahrhunderts beisteuerte, waren die Originalvorlagen für
die Illustrationen des der österreichischen Reichshälfte gewidmeten Teiles
des Werkes „Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild“.
Diese „Enzyklopädie“ des Vielvölkerstaates war vom Kronprinzen Rudolf
initiiert worden und wird deshalb mit einem gängigen Ausdruck auch als
„Kronprinzenwerk“ bezeichnet.1557 Um seine Vollendung nach dem vorgefass-
1553 FKBA40048, Zitat fol. 2r. Das „Codicill“ wird heute in der Sammlung von Handschriften
und Drucken der ÖNB (Cod. Ser. n. 49965) aufbewahrt; es handelt sich offensichtlich um
das bei Springer, Maximilian, 8, erwähnte.
1554 FKBA30136 (Verzeichnis der Alben und Portefeuilles).
1555 FKBA31003, fol. 4v–5r.
1556 FKBA31003, fol. 4v.
1557 Zintzen, Monarchie; Fritsch, Schnittstellen; Petschar, Kronprinzenwerk; für weitere Lite-
ratur zum Kronprinzenwerk siehe Petschar, Altösterreich, 240f., Anm. 2.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken