Seite - 856 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM856
auch das Ministerium des Äußeren an die Fideikommissbibliothek mit dem
Anliegen die Vorzeichnungen für die Illustrationen des Kronprinzenwerkes,
„von denen viele einen hohen künstlerischen Wert besitzen, dem Publikum
zugänglich zu machen und dadurch ein allgemeines Interesse für das ge-
nannte Werk wachzurufen“. Geplant war „die öffentliche Ausstellung einer
Auswahl dieser Originale im hiesigen Künstlerhause, eventuell später auch
in einzelnen Provinzialhauptstädten“.1564 Generaldirektor Chertek bewilligte
dieses Vorhaben anstandslos, ließ sich aber „die Verzeichnisse über die aus-
zustellenden Zeichnungen vor der Ausfolgung“ vorlegen.1565
Im Oktober 1910 wurden die Vorzeichnungen zu dem anlässlich des
50-jährigen Regierungsjubiläums erschienenen Prachtwerk „Viribus uni-
tis“1566 auf kaiserlichen Befehl an die Fideikommissbibliothek übergeben,
und zwar mit „ausdrücklicher Wahrung und Auszeichnung des Eigentums-
rechtes Sr. Majestät an dieser Bildersammlung“.1567 Es handelte sich also um
ein sogenanntes Depositum, das zwar in der Sammlung aufbewahrt wurde,
aber nicht zum Fideikommiss gehörte. Der Bestand von 289 Zeichnungen
und 66 Gemälden wurde in einem eigenen Verzeichnis erfasst und mit dem
gedruckten Werk abgeglichen, wobei sich herausstellte, dass von vier Illus-
trationen die Vorlagen fehlten.1568 Bei den 35 Originalen, die angeblich nicht
reproduziert worden waren, handelt es sich allerdings um die Vorlagen
für jene Heliogravüren, die in der Luxusausgabe des Werkes beigebunden
und unter dem Titel „Kaiserbilder“ auch als separate Kunstblätter in einer
Mappe verkauft worden waren.1569 Max Herzig, der Herausgeber von „Viri-
bus unitis“, ließ anlässlich des Regierungsjubiläums von 1908 unter dem Ti-
tel „Kaiser-Galerie – Neue Folge zu Viribus unitis“ 48 weitere solcher „Kai-
serbilder“ herstellen. Die Originalbilder wurden in einem eigenen Saal auf
um einen Teil des Redaktionsarchivs, von dem sich weitere umfangreiche Bestände im
Wiener Stadt- und Landesarchiv befinden. Kleinere Quellenbestände zur Entstehung
des Kronprinzenwerkes werden außerdem in der Wienbibliothek und im Haus-, Hof- und
Staatsarchiv (Selekt Kronprinz Rudolf) aufbewahrt. Vgl. Fritsch, Schnittstellen, Band 1,
24–26, u. Bd. 2.
1564 FKBA33004, fol. 64r–v. Da der Erlös aus dem Verkauf des Werkes für den Neubau der
Konsularakademie in der Boltzmanngasse verwendet werden sollte, konnte man hier
auch mit der den Absatz fördernden Wirkung eines solchen Unternehmens argumentie-
ren.
1565 FKBA33004, fol. 67r.
1566 Smetana, Viribus Unitis.
1567 FKBA38255, fol. 3r.
1568 FKBA38255, fol. 5; das Verzeichnis liegt bei (fol. 7–12). Der Bestand ist heute in der
Sammlung nicht mehr vorhanden, zu seiner Übergabe an die Erben des Kaisers, siehe
FKBA45021 u. unten, S. 771.
1569 Smetana, Viribus Unitis, 114.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken