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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM860
liothek beteiligt war: „Die Bildnis-Miniatur in Oesterreich von 1750–1850“
(Wien 1907)1591 und „Erzherzog Karl, der Feldherr und seine Armee“ (Wien
1913).1592 Dass diese Publikationen überhaupt käuflich erworben werden
mussten, ist umso erstaunlicher, als die Fideikommissbibliothek für deren
Bearbeitung nachweislich bis auf eine Ausnahme Bestände aus ihren Samm-
lungen zur Verfügung gestellt hatte. Die Institution des Belegexemplars gab
es damals anscheinend noch nicht. Außerdem wäre es angesichts der Tendenz
und des Inhalts der besagten Publikationen naheliegend, dass man sie dem
Kaiser zur Annahme vorgelegt hätte (vgl. Abschnitt 1.3.1).1593 Die entgeltliche
Erwerbung dürfte aber hauptsächlich damit zusammenhängen, dass man den
Absatz der prestigeträchtigen Werke vonseiten des Hofes fördern wollte. Of-
fensichtlich ist dies im Fall des Werkes „Die Bildnis-Miniatur in Oesterreich
von 1750–1850“, in dem eine Auswahl von rund 200 Werken dieser Gattung in
Lichtdrucktafeln veröffentlicht und von Eduard Leisching, dem Vizedirektor
des Museums für Kunst und Industrie, kommentiert ist. Um den Prestige-
wert der Publikation zu steigern, wandte sich der Verlag Artaria & Co. an
das Oberstkämmereramt mit der Bitte, die Subskription durch den Kaiser zu
erwirken. Vom entsprechenden Vortrag existiert eine Abschrift im Archiv der
Fideikommissbibliothek, die Aufschluss darüber gibt, dass und mit welchen
Argumenten der Oberstkämmerer das Anliegen unterstützte: Neben dem Re-
nommee von Autor und Verlag waren es die „patriotische Tendenz der geplan-
ten Publikation“, ihr Zweck, „das Interesse und Verständnis für diesen zar-
testen Zweig der bildenden Kunst und für die hohe Blüthe welche er gerade
in Österreich fand zu beleben und vertiefen zu helfen“, und schließlich der
Umstand, dass „keine günstigen Aussichten auf sicheren und baldigen Absatz
der Auflage im Inlande“ bestand, die den Kaiser zur Annahme der Subskrip-
tion bewegen sollten.1594 – Zuletzt sei noch erwähnt, dass auch die unter Franz
Joseph autorisierte Fassung der Volkshymne in die Fideikommissbibliothek
gelangte. Das Obersthofmeisteramt hatte vom Kriegsministerium anschei-
nend mehrere Exemplare erhalten und gab eines davon im Mai 1890 an die
Fideikommissbibliothek „zur Aufbewahrung“ weiter.1595
1591 FRANZ 44.130; zur Erwerbung FKBA37108; zur Miniaturen-Ausstellung, die im Früh-
jahr 1905 in den Räumlichkeiten des Ministerratspräsidiums veranstaltet wurde,
FKBA37079.
1592 FRANZ 46.415; zur Erwerbung der Luxusausgabe für die Fideikommissbibliothek durch
das Oberstkämmereramt siehe FKBA38204, zur Gedenkausstellung 1909 im Heeres-
museum FKBA37153.
1593 Vgl. FKBA35055, fol. 9v, wo diese Vermutung ausgesprochen wird.
1594 FKBA37108, fol. 2v–5r, Zitate fol. 2v, 3v u. 4r. Subskribiert wurden zwei Exemplare zu
jeweils 120 K., die an die Hof- und an die Fideikommissbibliothek verteilt wurden.
1595 FKBA32100.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken