Seite - 861 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 861
Schenkungen
Vermehrt wurden die Habsburgica- und Austriaca-Bestände der Fideikom-
missbibliothek auch durch Schenkungen von Privatpersonen. Persönliche
Dokumente von Habsburgern oder seltene Sammlungsstücke gelangten
auf diesem Weg jedoch kaum direkt in die Sammlung; sie wurden zunächst
meist dem Kaiser persönlich als Widmungen zur „allerhöchsten Annahme“
unterbreitet, wie dies bereits an mehreren Fallbeispielen dargelegt worden
ist. Das Desinteresse Zhishmans an der oben erwähnten Sammlung mit Ak-
tenstücken und Autographen Erzherzog Johanns deutet darauf hin, dass di-
rekte Zuwendungen von Objekten dieser Art eher unüblich waren.
Eine, allerdings eher unbedeutende Ausnahme ist eine Broschüre, die bei
Degen in Wien als allgemeine Verlautbarung des Zeremoniells für den Ein-
zug des Kaisers Franz am 16. Juni 1814 gedruckt worden war und von Anton
Kippenberg, dem Leiter des Insel-Verlages in Leipzig, 1912 an die Fideikom-
missbibliothek übersandt wurde. Die Bedeutung dieses Geschenkes lag nicht
so sehr in seinem Wert als seltenes Sammlungsobjekt, sondern in den histo-
rischen Bezügen, die zwischen ihm und der Fideikommissbibliothek bestan-
den und die Kippenberg vermutlich bekannt waren. Die Broschüre erinnerte
nämlich sowohl an den Gründer der Sammlung wie auch an ein Ereignis, das
im kulturellen Gedächtnis der Residenzstadt eine wichtige Rolle spielte. Denn
der Einzug, den der Kaiser im Juni 1814 nach seiner siegreichen Rückkehr aus
Frankreich abhielt, erfreute sich großer Popularität in der Bevölkerung; er ist
in zahlreichen schriftlichen und bildlichen Quellen überliefert, von denen die
Fideikommissbibliothek nicht wenige besitzt. Die anspruchsvollste unter den
bildlichen Darstellungen – ein großformatiges Aquarell von Johann Nepomuk
Hoechle – hing damals im Kaiser-Franz-Saal, einem der neuen Räume, die die
Fideikommissbibliothek 1908 im Corps de logis der Neuen Burg bezogen hatte
(vgl. Abschnitt 3.3 u. Abb. 43 u. Abb. 44). Schnürer hat diesen Umstand in
seinem Dankschreiben an Kippenberg erwähnt und sogar von einer „Erläute-
rung“ zu dem Bild gesprochen, die das Geschenk abgeben könne.1596
Es gab auch eine Reihe von Schenkungen von Fotografien, die Kaiser
Franz Joseph, Elisabeth oder andere Habsburger zeigen.1597 Die meisten
1596 FKBA40002.
1597 FKBA34126 (Foto eines Ölbildes „Elisabeth v. Österreich“, 1588), FKBA38104 (Schenkung
eines Albums mit Fotografien von Mitgliedern des Hauses Habsburg, deren Originalaufnah-
men von Emil Rabending stammen), FKBA38145 (Fotografie des Kaiserpaares), FKBA38190
(5 Bilder des Kaisers als Jäger von Charles Scolik), FKBA38256 (Album mit Fotografien von
einem Aufenthalt des Kaisers in Mariazell), FKBA39075 (5 Tableaus mit Fotografien des
Kaisers), FKBA39100 (farbige Reproduktion eines Jugendbildnisses der Kaiserin Elisabeth
von Franz Schrotzberg), FKBA40001 (Gemälde des Kaiser-Denkmals in Karlsbad).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken