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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Seite - 863 -
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GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 863 Ankäufe Ich komme nun zum letzten Teilaspekt im Rahmen der Problematik dieses Kapitels, nämlich zu der Frage, ob die Fideikommissbibliothek eine aktive Erwerbungspolitik im Sinne ihres mutmaßlichen Charakters einer Habs- burgersammlung betrieb. Dieser Punkt betrifft sowohl gezielte Ankäufe als auch eine Reihe von Kaufangeboten, die an die Fideikommissbibliothek her- angetragen wurden, da man einen entsprechenden Sammlungsschwerpunkt annahm. Beginnen wir mit den in den Akten dokumentierten Fällen gezielter An- käufe von Habsburgica bzw. Austriaca. Grundsätzlich kann man festhalten, dass die Etikettierung mit diesen Ausdrücken seit der Direktion Beckers als Argument diente, wenn die Entscheidung über den Ankauf eines Werkes auf der Kippe stand. Ex negativo kann als ein Beleg dafür die Korrespondenz zu einem Blockbuch mit der „Historia beate Virginis Mariae“ angeführt wer- den, das der Fideikommissbibliothek Ende des Jahres 1884 für 5.400 fl. zum Kauf angeboten wurde. Becker rechnete das Werk zwar „zu den bibliogra- phischen Seltenheiten, die wenn sie bereits im Besitze der k. k. Fideicom- miss-Bibliothek wäre, von dem Unterzeichneten ihrem Wert nach geschätzt würde.“ Doch sah er sich nicht veranlasst „einen Antrag auf den Ankauf die- ses Druckwerkes […] zu stellen […] nach dem Zwecke dieser Bibliothek und nach dem begründeten Zweifel, damit ein specifisches Austriacum zu erwer- ben“.1600 – Ein zweites Fallbeispiel, das positive Erledigung fand, ist nicht al- lein hinsichtlich der Motive für den Erwerb, sondern auch bezüglich der Me- chanismen und Kommunikationswege von Interesse, über die er zustande kam. Im November 1898 hatte der Heraldiker Henry Murray Lane sein Werk „The Royal Daughters of England“ über die k. u. k. Botschaft in Lon- don dem Kaiser zum Kauf angeboten, “in Anbetracht des Umstandes, daß Seine k. u. k. Apostolische Majestät als Descendent der Prinzessin Elisabeth Charlotte von Orleans Herzogin von Lothringen in dem genannten Werke auch als Nachkomme einer der ‚Royal Daughters of England‘ erscheint“. In dem Schreiben, das die Botschaft in der Folge an das Ministerium des Äuße- ren richtete, ist ausdrücklich festgehalten, dass die potentielle Erwerbung „für die k. k. Familien-Fideicommiß-Bibliothek“ zu tätigen wäre.1601 Der Um- 1600 FKBA30138, fol. 9r. Der aus Ellwangen stammende Antiquar Hess hatte zunächst ver- sucht, das Blockbuch während eines Wienaufenthaltes im November-Dezember 1884 durch direkte Intervention in der Fideikommissbibliothek zu veräußern und im Februar 1885 ein weiteres Angebot zum Verkauf über die k. k. Gesandtschaft in Stuttgart an den Kaiser gerichtet. Er argumentierte, dass das von ihm angebotene Werk „für Oesterreich besonderes Interesse darbietet“ (FKBA31014, fol. 1v). 1601 Beide Zitate FKBA35197, fol. 1r (Abschrift des Briefes). Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
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Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 Metamorphosen einer Sammlung
Titel
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Untertitel
Metamorphosen einer Sammlung
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-21308-6
Abmessungen
17.4 x 24.5 cm
Seiten
1073
Kategorien
Geschichte Chroniken
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