Seite - 869 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 869
Im Hinblick auf Kaufangebote von Autographen und Erinnerungstücken
aus dem Besitz von Habsburgern muss noch auf zwei hervorstechende Phä-
nomene näher eingegangen werden. Das eine besteht in einer gewissen Häu-
fung von Angeboten, die sich auf Maximilian von Mexiko beziehen. Oben
konnten wir ja bereits konstatieren, dass zahlreiche Erinnerungsstücke an
diesen Habsburger von Kaiser Franz Joseph persönlich an die Fideikom-
missbibliothek abgegeben wurden, der sie selbst wiederum meist durch
Schenkungen erhalten hatte. Doch der Sammlung wurde auch eine Reihe
von Objekten zum Kauf angeboten, die nachweislich oder mutmaßlich in Be-
zug zu Maximilian standen.
Das früheste dieser Offerte stammt aus dem Jahr 1897. Damals wurde
der Bibliothek eine spanische Ausgabe von Schillers „Don Carlos“ für 400 fl.
zum Kauf angeboten, die ein in Mexiko praktizierender Arzt in seinen Be-
sitz gebracht hatte und deren Erwerbung durch folgende Eigenschaft für die
Sammlung von Interesse hätte sein sollen: „Das an dem Buche merkwür-
dige, welches es zu einer Reliquie macht, ist der Umstand, dass es von An-
fang bis zu Ende von der Hand weiland Sr. Majestät des Kaisers Maximilian
mit Correkturen versehen ist, welche oft die ganze Seite betreffen.“1627 Die
Zusendung des Buches zwecks Prüfung der Authentizität der Marginalien
wurde in Aussicht gestellt. Doch wie es scheint, wurde das Angebot in der
Fideikommissbibliothek nicht einmal bearbeitet. – Vier weitere Offerte die-
ser Kategorie sind im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts dokumentiert:
1904 zwei Fotografien von Maximilian und seiner Gemahlin Charlotte, die
die eigenhändigen Unterschriften der Dargestellten trugen und „aus dem
Besitze eines k. und k. Marineoffiziers [stammten], welchen sie Se. Majes-
tät Kaiser Max kurz vor seinem Tode als Andenken an Ihn und seine Ge-
mahlin geschenkt haben soll“;1628 1906 fünfzig Fotografien, die „alle Bezug
auf die Umgebung und die Schicksale des Kaisers Maximilian von Mexico
haben“;1629 1907 eine Sammlung von Autographen1630 und schließlich 1909
eine Taschenuhr, die aus dem Besitz Maximilians stammen sollte.1631 Mit
Ausnahme der Autographen-Sammlung, die in einem Verkaufskatalog des
Leipziger Antiquars Hiersmann angeboten wurde, wurden alle diese Offerte
von Privatpersonen gestellt. Keiner von ihnen hatte sich aber damit direkt
an die Fideikommissbibliothek gewandt; sondern diese erhielt die Angebote
1627 FKBA35076, fol. 1r. Vermittelt wurde das Kaufangebot durch einen gewissen Josef Ginz
aus Ždánice-Kouřim in Böhmen.
1628 FKBA37059, fol. 3r.
1629 FKBA37122, fol. 2v.
1630 FKBA37222.
1631 FKBA38154.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken