Seite - 879 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
Bild der Seite - 879 -
Text der Seite - 879 -
GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 879
des Habsburgermuseums zustande kommen hätten können. Auch der Kanz-
leidirektor scheint nicht ernsthaft damit gerechnet zu haben, da er darauf
spekulierte, dass die ursprünglich für die Fideikommissbibliothek vorgese-
henen „11 Localitäten des III Stockwerkes [im Augustinertrakt] für die Zwe-
cke der Hofbibliothek disponibel“ werden würden. Mit der Entscheidung,
die Sammlung in der Neuen Burg unterzubringen, die kurz nach Erhalt der
Note des Oberstkämmereramtes in der Generaldirektion gefallen zu sein
scheint, war die administrative Vereinigung mit der Hofbibliothek jedenfalls
hinfällig. Die Entscheidungsfindung dürfte sich dabei etwa wie folgt vollzo-
gen haben: Chertek hatte sich zunächst entschlossen, die Umsetzung des
Habsburgermuseums definitiv in Angriff zu nehmen, und am 4. März 1899
eine Note an das Obersthofmeisteramt gerichtet, in der um Überlassung von
Räumlichkeiten für diesen Zweck ersucht wird.1665 Daraufhin wurden ihm
Räumlichkeiten im Erdgeschoss der noch im Bau befindlichen Neuen Burg
angeboten. Wahrscheinlich stellte sich bald heraus, dass in diesen Lokalitä-
ten genug Raum vorhanden sein würde, um die gesamte Fideikommissbib-
liothek dort unterzubringen. Der Entschluss, das Raumproblem der Samm-
lung auf diese Weise zu lösen, war dann wohl eine notwendige Folge.
Einen guten Monat später, etwa um den 10. April herum, besprach sich
Chertek mit Schnürer über „den Plan der Errichtung eines Habsburger-Mu-
seums“.1666 Er trug dem Skriptor danach auf, „die mehrfachen Anregungen
zu notieren, die über diesen Gegenstand, sowie über die Nothwendigkeit ei-
nes bestimmten, fest umschriebenen Programms für die fernere Entwick-
lung der k. u. k. Familien-Fideicommiß-Bibliothek seitens Euer Excellenz
ausgesprochen wurden.“ Wie diese Formulierung nahelegt, erwartete sich
der Generaldirektor eine Art Gedankenprotokoll. Was Schnürer am 1. Mai
lieferte war jedoch eine weitere, sorgfältig ausgearbeitete und durchstruk-
turierte Denkschrift, deren Originalmanuskript nicht weniger als 24 Seiten
zählt.1667 Er hatte sich erlaubt die „Resultate in zusammenhängender Form
aufzuzeichnen“. Doch Schnürer selbst erschien dies erklärungsbedürftig und
er wollte auch nicht den Eindruck erwecken, „daß mich […] Streberthum
1665 Dies wird berichtet in einer Note des Obersthofmeisteramtes an das Oberstkämme-
reramt, deren Entwurf nach dem 18.04.1899 mehrmals überarbeitet und schließlich
am 19. Juni fertiggestellt wurde (Wien, HHStA, OMeA, Akten-Hauptreihe 1781–1921,
Kt. 1449 [1900], R. 21/B/3, [fol. 2v]).
1666 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, S.R., Kt. 17, 2, Z. 1450 ex. 1899: Vortrag Schnürers an Ge-
neraldirektor Chertek vom 01.05.1899; daraus alle Zitate im nachfolgenden Absatz.
1667 Es handelt sich um jenes Manuskript ohne Titel sowie ohne Angabe von Datum und
Autorschaft, das aber gleichwohl aus der Feder Schnürers stammt und bereits in Ab-
schnitt 3.1.1 teilweise besprochen wurde (vgl. Anm. 1437).
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken