Seite - 903 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 903
Jugendbildnisse des Kaisers enthalten,1737 sowie das Buch „Die Kindheit un-
seres Kaisers“, in dem die Briefe der Baronin Louise von Sturmfeder, der
Aja Franz Josephs, ediert sind.1738 In diesen drei Werken sind die erwähn-
ten Kindergruppenbildnisse von Kriehuber, Ender und Fendi sowie einige
weitere Bilder aus dem Bestand der Fideikommissbibliothek abgebildet.
Zwei der genannten Publikationen wurden von Gerlach & Wiedling in Wien
verlegt, darunter auch das Buch von Hanny Brentano. Diese war 1908 be-
reits seit einigen Jahren mit Schnürer befreundet und wurde von ihm in
ihrer Karriere gefördert.1739 Die Anregung zur Veröffentlichung der Bilder
in ihrem Buch entsprang wahrscheinlich unmittelbar aus diesem Kontakt.
Der Umstand, dass für den Prozess der Bewilligung und Ausführung der Re-
produktionen kein Akt existiert, spricht außerdem für eine durch Schnürer
gesteuerte, informelle Regelung der Angelegenheit. Durch Brentanos Buch
wurde die Aufmerksamkeit des Pariser Verlages Hachette & Compagnie auf
die Grafiken gelenkt, welcher 1911 wegen ihrer Wiederveröffentlichung „in
einem Artikel über Sr. Maj. Kaiser Franz Josef I.“ bei der Fideikommissbib-
liothek ansuchte.1740 – Was den Fotografen Charles Scolik betrifft, so hatte
dieser bereits im März 1907 „4 Bilder Seiner Majestät“ in der Sammlung
ausgesucht, um sie zu fotografieren.1741 Sie lassen sich zwar nicht im Ein-
zelnen identifizieren, doch da die Reproduktionen in der Ausstellung „Das
Kind“ Verwendung finden sollten, wird es sich wohl um eine Auswahl der
hier behandelten Kindergruppenbildnisse gehandelt haben. Die Grafiken
sollten zudem im vierten Jahrgang des „Liebfrauen-Kalenders“ abgebildet
werden, der 1908 erscheinen sollte. Damit war offensichtlich die Herausgabe
einer Spezialnummer anlässlich des Regierungsjubiläums des Kaisers inten-
diert, auf das sich ja auch die im gleichen Jahr als Manuskript gedruckten
Broschüren Scoliks bezogen. In diesen wiederum sind alle bekannten Grafi-
ken aus der Fideikommissbibliothek abgebildet, die Gruppenbildnisse un-
ter Einschluss des jungen Erzherzogs Franz (Joseph) zeigen.1742 Scolik hatte
die darin enthaltenen Knabenbildnisse und Szenen außerdem zu selbst
entworfenen Bildkompositionen umgearbeitet, die die Kindheit des Kaisers
1737 Scolik, Kaiser; Scolik / Unger, Franz Joseph I
1738 Weimar, Kindheit; vgl. FKBA38219.
1739 Vgl. den Beitrag von Nina Knieling in diesem Band, Abschnitt 1.1.2.
1740 FKBA39061. Das Gesuch wurde von Gerlach & Wiedling verfasst, die zuvor Brentanos
Werk verlegt hatten. Es ist daher anzunehmen, dass die Anfrage von Hachette & Cie
zunächst an den Wiener Verlag gerichtet war. Wie auf dem Aktenumschlag festgehalten
ist, wurde „die Genehmigung des Ansuchens […] mündlich erteilt“.
1741 FKBA37197, fol. 2r.
1742 Scolik, Kaiser, 4–9 u. 12; Scolik / Unger, Franz Joseph I, passim.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken