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KAISERLICHES INSTITUT UND
ERINNERUNGSRAUM910
Reise wahrgenommen wurden. Der Grund für das Zustandekommen des
Fehlers im Titel ist unklar, hängt aber möglicherweise damit zusammen,
dass der Serie zwei weitere Blätter hinzugefügt wurden, von denen eines den
Titel „Dalmatinische Küstenbewohner“ trägt.1765 Die beiden neuen Bilder
stimmen mit den vier ursprünglichen in der Zeichnung vollkommen über-
ein und tragen die gleiche Signatur, sodass davon auszugehen ist, dass sie
von Franz Joseph angefertigt wurden. Woher sie stammten bzw. warum sie
in die ursprüngliche Serie nicht aufgenommen worden waren, bleibt jedoch
unklar. – Es existiert allerdings ein zweiter „Reprint“ des Albums der „Rei-
se-Erinnerungen“, der als „Gratis-Beilage zum ‚Wiener Tagblatt‘“ bezeichnet
ist.1766 Dieser Umstand bedarf ebenfalls einer kurzen Erläuterung.
Das „Wiener Tagblatt“ war eine Gründung des bekannten liberalen Jour-
nalisten und Zeitungsverlegers Moriz Szeps (1835–1902). Es ist jedoch nicht
mit dem „Neuen Wiener Tagblatt“ zu verwechseln, das in den 1870er und
1880er Jahren die führende liberale Zeitung Wiens war und mit Szeps’ Wir-
ken und Renommée in erster Linie verknüpft ist. Er hatte dieses zuletzt ge-
nannte Medium kurz nach seiner (Neu-)Gründung im Jahr 1867 als Her-
ausgeber und Chefredakteur übernommen und entwickelte es zu einem der
auflagenstärksten Blätter der Hauptstadt. In ihm wurden anonyme politi-
sche Artikel des Kronprinzen Rudolf veröffentlicht, der mit Szeps seit 1881
befreundet war. Doch im Oktober 1886 kam es aus politischen Rücksichten
zu einem Zerwürfnis des Verlegers mit den Geldgebern der seit 1872 als Teil
einer Aktiengesellschaft geführten Zeitung. Szeps verlor daraufhin seine
Stellung als Herausgeber. Er erwarb noch im selben Jahr die „Morgen-Post“,
deren Chefredakteur er bereits 1855–1867, also vor seiner Tätigkeit für das
„Neue Wiener Tagblatt“, gewesen war, und benannte diese Zeitung in „Wie-
ner Tagblatt“ um. Mit dieser ganz bewusst im Namen und im Erscheinungs-
bild an das „Neue Wiener Tagblatt“ angeglichenen Zeitung wollte Szeps
seine linksliberale publizistische Linie selbständig weiterverfolgen, war da-
mit wirtschaftlich aber nicht mehr erfolgreich. 1901 trennte sich Szeps vom
„Wiener Tagblatt“; es erschien danach unter dem Titel „Wiener Morgenzei-
tung“ und wurde 1905 ganz eingestellt.1767 So viel als Hintergrund für das
Folgende.
Die Gratisbeilage mit den „Reise-Erinnerungen“, die nicht datiert ist,
könnte nun prinzipiell irgendwann während des fünfzehnjährigen Erschei-
nungszeitraumes des „Wiener Tagblattes“ entstanden sein; wahrscheinlich
ist jedoch, dass sie ebenfalls 1888 publiziert wurde oder jedenfalls kurz nach
1765 Wien, ÖNB, BAG, Pk 325, 6.
1766 Ein Exemplar dieses Albums liegt unter: Wien, ÖNB, BAG, Pk 5115, Mappe 1.
1767 Hamann, Rudolf, 175–208; Beer, Szeps, 29–32, 36–52, 72–79 u. 109–124.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken