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GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 911
der Neuausgabe von Reiffenstein & Uhl. Zu den Entstehungsumständen
der dritten Ausgabe der Serie stellen sich eine ganze Reihe interessanter
Fragen, die hier nur formuliert, nicht aber beantwortet werden können. Zu-
nächst: Erfolgte die Herausgabe ebenfalls mit kaiserlicher Bewilligung? Und
wenn nicht: War dies unstatthaft bzw. hatte es Konsequenzen? Zudem wäre
zu klären, nach welcher Vorlage die dritte Ausgabe hergestellt wurde. Sie
enthält alle sieben Blätter des Albums von Reiffenstein & Uhl, behält jedoch
das Querformat und den ursprünglichen Titel („Reise-Erinnerungen 1845“)
der Serie von 1846 bei. Es wäre denkbar, dass damit die Benutzung der Neu-
ausgabe von 1888 verschleiert werden sollte, da Reiffenstein & Uhl sich das
Recht zur Vervielfältigung der von ihnen herausgegebenen Lithografien auf
jedem einzelnen Blatt dezidiert vorbehalten hatten. Schließlich wäre auch
den Motiven von Moriz Szeps zur Herstellung dieser Gratisbeilage zu der
von ihm herausgegebenen Zeitung nachzugehen: Was bezweckte der liberale
Journalist damit und wie verhielt sich diese Aktion zu seiner publizistischen
Tätigkeit? Ich kann diese durchaus interessanten Aspekte hier, wie gesagt,
nicht weiterverfolgen. Kehren wir folglich zur weiteren Geschichte der Veröf-
fentlichung der von Kaiser Franz Joseph in seiner Jugendzeit angefertigten
Lithografien zurück.
1903 wurde erstmals auch der „Jockey“ einer breiteren Öffentlichkeit prä-
sentiert, als man das Blatt in der „Pferde-Ausstellung“ dieses Jahres in ei-
ner eigenen Abteilung zeigte, in der die „auf die Reitkunst bezughabenden
Abbildungen und Werke“ aus der Fideikommissbibliothek ausgestellt wa-
ren.1768 Diese Sonderschau wurde von der Generaldirektion zwar generell ge-
nehmigt; über eine etwaige Bewilligung dieser Präsentation der vom Kaiser
selbst in seiner Jugend angefertigten Lithografie ist jedoch nichts bekannt.
Wahrscheinlich wusste man in der Generaldirektion gar nicht um die Exis-
tenz des Blattes und Karpf hatte wohl verabsäumt, auf diese hinzuweisen
und die Genehmigung zum Verleih der Lithografie explizit einzuholen. Die
Auswahl der Objekte für die Ausstellung traf der Bibliotheksleiter jedenfalls
persönlich und er zeichnete somit auch für die Präsentation des „Jockey“ in
der Öffentlichkeit verantwortlich.1769
1768 FKBA36187, fol. 5r, sowie Sport & Salon. Illustrierte Zeitschrift für die vornehme Welt,
6. Jahrgang, Nr. 20 v. 16.05.1903, 15.
1769 FKBA36187, fol. 8r: Titelblatt zum Verzeichnis der „Werke und Abbildungen aus der
k. u. k. Familien-Fideikommiss-Bibliothek, welche sich auf die Reitkunst beziehen. Zu-
sammengestellt von Dr. Alois Karpf“. Das Verzeichnis selbst fehlt. Auch der Ausstel-
lungskatalog, in dem der „Jockey“ auf den Seiten 43 und 165 anscheinend erwähnt wird,
konnte nicht aufgefunden werden (vgl. FKBA37098, fol. 5r). In seinem Bericht bezüglich
der Anfrage von „Österreichs illustrierter Zeitung“ verschwieg der Bibliotheksleiter au-
ßerdem den Umstand, dass die Lithografie bereits ausgestellt worden war (FKBA37098,
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken