Seite - 917 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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GENESE EINER HABSBURG-LOTHRINGISCHEN FAMILIENSAMMLUNG 917
ten“.1789 Da es sich um eine Wiederveröffentlichung des Autographen han-
delte, wurde sie von der Generaldirektion am 19. Mai 1907 genehmigt.1790
Nach diesem „Vorspiel“ in der ungarischen Reichshälfte ergab sich die
Gelegenheit zur öffentlichen Präsentation von Schularbeiten des Kaisers in
größerem Stil und im Zentrum des Reiches anlässlich des 60-jährigen Re-
gierungsjubiläums im Jahr 1908. Im Rahmen der Ausstellung „Unser Kai-
ser“ wurden einige der Hefte zur Schau gestellt (vgl. Abschnitt 2.1.3). Der
Andrang vor der Vitrine soll groß gewesen sein und der Umstand, dass nur
einzelne Seiten bzw. die Umschläge der Hefte unter der Glasscheibe zu se-
hen waren, soll den Wunsch genährt haben, mehr über den Inhalt der Schul-
arbeiten des Kaisers zu erfahren.1791
Auf dieses Bedürfnis reagierte der Schriftsteller Eugen Baron D’Albon, in-
dem er den Wortlaut sechs solcher Schulaufsätze in seinem 1909 erschiene-
nen Buch „Vom Kaiser“ mit kurzen Kommentaren veröffentlichte.1792 Gene-
raldirektor Chertek scheint daran Interesse gehabt und die Arbeit D’Albons
gefördert zu haben.1793 Dieser traf die Auswahl der Texte angeblich „nach
Durchsicht sämtlicher Cahiers“, wählte aber schließlich nur Aufsätze aus
einem einzigen Heft aus. Die Abschriften für die Veröffentlichung wurden
„wortgetreu nach dem Manuskript (nur in jetziger Orthographie) angefer-
tigt“. Schnürer hatte diese „als auch den einleitenden und verbindenden
Text dieses Kapitels […] einer aufmerksamen Durchsicht unterzogen“ und
versicherte, dass darin nichts Anstößiges enthalten wäre: „Redewendungen,
welche einer Mißdeutung fähig wären, wie an einer Stelle der Passus ‚das
gemeine Volk‘, hat B. d’A. selbst schon eliminiert“.1794
Es gab allerdings einen strittigen Punkt: D’Albon hatte nämlich am Ende
des einschlägigen Kapitels einige Bewertungen der Lehrer Franz Josephs zi-
tiert: „‚Gut, jedoch unordentlich‘ oder ‚Ganz gut, aber wenig‘ oder ‚Das bisher
Gemachte ist allerdings wahr, allein da gerade der weitere Gang des Bewei-
ses der eigentliche Gegenstand der beabsichtigten Aufgabe war: mittelmä-
1789 FKBA37201, fol. 4v.
1790 FKBA37201, fol. 10r–v ; vgl. Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF, J.R., Kt. 230: Z 1938 ex. 1907.
1791 D’Albon, Kaiser, 3f.
1792 D’Albon, Kaiser, 3–26; Es handelt sich um folgende Arbeiten: „1. Die Ersteigung eines
Berges 2. Beschreibung eines Kinderfestes in Schönbrunn 3. Die Gärten von Schönbrunn
u. Laxenburg, im Vergleich 4. Die erste Gamsjagd 5. Wie stellt man es an, um im Ler-
nen Fortschritte zu machen (als Brief an einen Altersgenossen) 6. Ein Tag in Venedig“
(FKBA38143, fol. 2r). Corti, der das Buch D’Albons benutzte, erwähnt zwei der sechs Auf-
sätze im ersten Band seiner Franz-Joseph-Biografie (Corti, Kind, 205f.).
1793 Dazu eine entsprechende Äußerung von Johann Jureczek: FKBA28143, fol. 1r.
1794 FKBA38143, fol. 2r–v.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken