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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK 1914–1919
Nina Knieling
1. Die „k. u. k. Familien-Fideikommissbibliothek“ im Ersten
Weltkrieg und der Untergang einer Herrscherdynastie
„Der Weltkrieg. Der Weltruin. […]
In wenigen Tagen hat sich das Bild der Welt völlig verändert.
Man glaubt zu träumen! Alle Menschen sind rathlos.“
Arthur Schnitzler, Tagebuch, 5. August 19141
Der Sommer 1914 stellte keinen unmittelbaren Einschnitt in der Samm-
lungsgeschichte dar. Es wurde „Dienst nach Vorschrift“ gehalten und man
ging den üblichen Agenden der Bibliothek nach. Dazu zählten vor allem die
Anfragenbeantwortung, die fotographischen Reproduktionen der Samm-
lungsobjekte und der Leihverkehr für Ausstellungen. Noch im Frühjahr
wurde eine Reihe von Leihgaben für die großangelegte Internationale Aus-
stellung für Buchgewerbe und Grafik, kurz Bugra2, in Leipzig überstellt,
welche die Bibliophilie Kaiser Franz II./I. illustrieren sollte. Ursprünglich
hatte man geplant „eine Art Gegenstück“3 zur der Darstellung der Hohen-
zollern‘schen Hausbibliothek in der Halle des deutschen Buchgewerbes zu
präsentieren.4 Zu den Ausstellungsobjekten der Fideikommissbibliothek
1 Schnitzler, Tagebuch 1913–1916, 128.
2 Fischer/Jakobs, BUGRA; Kaltwasser, Bibliothek, 264.
3 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF J.R., Rubr. 5 Fideikommissbibliothek 540, 708/1914, fol. 1r.
4 FKBA42012, Gustav Adolf Erich Bogeng hatte die Fideikommissbibliothek laut eigenen
Angaben selbst besichtigt und Franz Schnürer bereits 1913 um die Bereitstellung von
Leihgaben bzw. um die Leitung der von Bogeng bezeichneten Ausstellungsgruppe der
„Habsburg Collection“ [fol. 1r] gebeten. Die österreichische Kommission der Bugra verfolgte
die gleiche Idee: „Dieser Umstand hat im Schooße der österreichischen Kommission den
begreiflichen Wunsch erregt, der Hohenzollern-Abteilung, die sich hauptsächlich um die
Person Friedrichs des Großen konzentrieren wird, als Mittelpunkt der österreichischen
Abteilung der Gruppe ,Bibliophilie‘ eine Darstellung der in weiteren Kreisen bisher so gut
wie unbekannten Sammeltätigkeit Weil. Seiner Majestät des Kaisers Franz’ I. an die Seite
zu stellen. […] [Es] würde diese kleine Zusammenstellung eine den Historikern bisher ge-
radezu unbekannte Seite des Wesens und Wirkens Kaiser Franz des I. auf dem Gebiete
der geistigen Kultur zum ersten Male in würdiger Form einem großen Publikum vor Au-
gen führen“. Vgl. Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF J.R., Rubr. 5 Fideikommissbibliothek 540,
1069/1914, fol. 4v. Die allerhöchste Bewilligung zur Ausstellung der Objekte aus der Fidei-
kommissbibliothek erfolgte am 25.03.1914.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken