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DIE „K. U. K. FAMILIEN-FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK“ IM ERSTEN WELTKRIEG 941
nisteriums für Landesverteidigung vom Militärdienst enthoben, um erneut
seinen Dienst in der Kupferstichsammlung der Hofbibliothek verrichten
zu können. Doch die Enthebung wurde außer Kraft gesetzt, da Stix sich
bereits auf dem Felde befand. In einem Schreiben des Kustosadjunkten an
Direktor Karabacek gibt dieser bekannt, vom Ersten Armeeetappenkom-
mando als unentbehrlich eingestuft worden zu sein und nur dann aus dem
Felde „abgegeben [werde], wenn ein Ersatz für ihn aus dem Hinterlande
eintrifft“.54 Für ihn war das Enthebungsverfahren zu spät in Gang gesetzt
worden.
Kehren wir zurück zur Fideikommissbibliothek, in der sich die Ereig-
nisse nach Kriegsende überschlugen. Für den vom Militärdienst dauerhaft
beurlaubten Aushilfsdiener Josef Opeka wurde von der Leitung der Fidei-
kommissbibliothek das Ansuchen an das Kommando des Garnisonsspitals
I gestellt, diesen nicht nochmals einrücken zu lassen.55 So konnte Opeka
bereits am 15. September 1918 den Dienst in der Fideikommissbibliothek
antreten. Nach Kriegsende folgten Franz Frauer am 15. November und, vier
Tage später, Wilhelm Beetz.56 Franz Polak sollte erst am 15. September 1919
aus italienischer Kriegsgefangenschaft zurückkehren.57 In der Zwischenzeit
kümmerte sich Payer-Thurn um die nun anstehende Entscheidung, einen
geeigneten Bildungsweg für Polaks Tochter Magdalena zu finden.58
Hunderttausende Soldaten waren während des Weltkriegs laufend ein-
gezogen worden, wodurch ihre Arbeitskraft im Hinterland fehlte. Dies
setzte einen – in diesem Ausmaß bisher unbekannten – Prozess in Gang: die
Durchsetzung der bezahlten Arbeit von Frauen als Massenphänomen, der
der folgende Abschnitt gewidmet ist.
1.1.2 „Die Verwendbarkeit der Frau im praktischen Leben ist eine
der großen Erkenntnisse dieses Krieges“ – Zur Anstellung der
„weiblichen Hilfskräfte“ Hanny Brentano und Gertrude Schenek in
der Fideikommissbibliothek
Die59 bezahlte (aber auch die karitative) Arbeit von Frauen in der Zeit des
Ersten Weltkriegs ist ein weitgehend neues Feld in der Genderforschung.
Bisher lag der Fokus innerhalb der Habsburgermonarchie auf ehrenamtli-
54 Wien, ÖNB, Hausarchiv 450/1916, fol. 6r.
55 FKBA46032.
56 FKBA46036.
57 FKBA46080.
58 FKBA46077.
59 Das Titelzitat stammt aus einer Verlautbarung des Kriegsministeriums, abgedruckt in
Neue Freie Presse, Nr. 18428 (11.12.1915) 2.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken