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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK
1914–1919960
teln die Ausgaben der Bibliothek zu bestreiten seien. Das Heranziehen des
Falkenstein’schen Fideikommisses könne daher aufgrund des fehlenden Zu-
sammenhangs der beiden Fideikommisse als „willkürlich“ bezeichnet wer-
den.158 Der Anwalt der Republik, Gustav Harpner,159 hatte den Sektionschef
der Familienfondsdirektion, Albin Schager-Eckartsau, schließlich davon in
Kenntnis gesetzt, dass daher für die Ausgaben mit dem Stichtag des Inkraft-
tretens des Habsburgergesetzes, also bis einschließlich 9. April 1919, in fol-
gender Weise mit der Fideikommisskasse gegenverrechnet werden sollte:
Die Refundierung der einzelnen Monatsauslagen der Bibliothek aus dem Fa-
milienfonde kann daher nur vorschussweise […] erfolgen. Die spätere defini-
tive Anlastung der Auslagen ist in der Weise vorzunehmen, daß die Familie
Habsburg-Lothringen alle Auslagen bis April 1919 dem Familien bzw. dem
staatlichen Kriegsgeschädigtenfonde vergütet, die Auslagen ab April 19 aber
jenes Staatsamte zu ersetzen haben wird, dem jetzt die reichen Sammlun-
gen der Familien-Fideikommissbibliothek zur Verwaltung werden zugewiesen
werden.“160
Somit wurden der Familie Habsburg-Lothringen für den Zeitraum von
22. November 1916 bis einschließlich März 1919 insgesamt 184.953 K 38 k
weiterverrechnet, während das Staatsamt für Inneres und Unterricht ab
April 1919 (und somit ab dem Inkrafttreten des Habsburgergesetzes) dem
Familienfonds die laufenden Kosten zu refundieren hatte.161
1.2.4 Laufende Buchankäufe und -anbote
Bei den Ausgaben der Fideikommissbibliothek kam es – im Vergleich zu
Friedenszeiten – zu einem eindeutigen Rückgang der Buchankäufe. Was
gleich blieb waren die Ansuchen um Ausbezahlung von Vorschüssen zur
Dotation der Fideikommissbibliothek. Noch Ende 1918 suchte die Biblio-
theksdirektion aufgrund eines finanziellen Engpasses um einen Vorschuss
der Dotation für das Jahr 1919 an. Als Gründe dafür wurden die Preisstei-
gerung aller Kanzleibedürfnisse, die von der Dotation bestrittene Auszah-
lung von Teuerungszulagen und sonstigen finanziellen Unterstützungen des
Bibliothekspersonals angegeben, aber auch die Begleichung von Rechnun-
gen, welche die Buchhändler gewöhnlich erst mit Jahresende vorlegten, nun
158 Ebenda, fol. 4v.
159 Gustav Harpner (1864–1924), vgl. die Biografie Reiter-Zatloukal, Harpner, 362–387.
160 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF J.R., Rubr. 5 Fideikommissbibliothek 541, 2190/1919, fol. 1v.
161 Ebenda, fol. 5r.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken