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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK
1914–1919994
erschließt sich aus den Jahresberichten, dass die zur Verfügung gestellte
Summe nicht ausgeschöpft und für andere Ausgaben verwendet wurde.313
Über den Umfang der Sammlung gibt ein Akt der Monate März und Ap-
ril 1918 Auskunft. Siegmund Bergmann wollte im Verlag Biographisches
Archiv einen Bildband über die Reisen des Kaisers an die Front herausge-
ben und suchte aus diesem Grund um die Verwendung von Fotografien aus
der Fideikommissbibliothek an. Schnürer lehnte dies mit der Begründung
ab, dass die „große Zahl der eingelaufenen Photographien (ungefähr 7.000
Stück) noch nicht gesichtet und bearbeitet“314 seien und empfahl das Kriegs-
pressequartier und das Kriegsarchiv als geeignete Anlaufstellen.315 Hinzu-
gefügt werden muss, dass Bergmann offensichtlich keine Kenntnis von der
Sammlung „Kaiser und König Karl im Weltkrieg“ hatte. Doch es gab auch
Bewilligungen zur Einsicht in das Bildmaterial der Sammlung, wenn dies
dem „höheren Zweck“ diente. Für die Prägung der goldenen Staatsmedaillen
mit dem Bildnis Kaiser Karls I. wurde den Mitgliedern der Genossenschaft
der Bildenden Künstler die Einsicht in das Bildmaterial für die Anfertigung
von Entwürfen bewilligt.316
Nach Kriegsende gelangten umfangreiche Bestände von Kriegsfotografien
in die Fideikommissbibliothek, da die Sammlungen des Kriegspressequartie-
res und des Militär-Geographischen Instituts nach Kriegsende aufgelöst und
in weiterer Folge in die ehemalige Fideikommissbibliothek, die nunmehrige
Porträtsammlung, inkorporiert wurden.317 1929 wurden die Bestände des
Militär-Geographischen Instituts von der Nationalbibliothek um 9.500 Schil-
ling angekauft.318 Aufgrund dieser Zusammenführung des Bild- und Foto-
materials dokumentiert die aus der Porträtsammlung hervorgegangene
Abteilung Bildarchiv und Grafiksammlung der Österreichischen Nationalbi-
bliothek die Geschichte des Ersten Weltkriegs heute in einzigartiger Weise.
1.3.3 Eine Büste für Kaiser Franz Joseph
Nachdem der Impetus für die Anlage der „Sammlung Kaiser und König Karl
im Weltkrieg“ von Bibliotheksdirektor Franz Schnürer ausgegangen war,
wurde dieser auch in einer weiteren Angelegenheit aktiv. Die Vorgangsweise
313 Wien, ÖStA, HHStA, GdPFF J.R., Rubr. 5 Fideikommissbibliothek 541, 4074/1918, fol. 1r.
314 FKBA45012 fol. 2r.
315 FKBA46012, fol. 2v.
316 FKBA46014.
317 Wien, ÖNB, Hausarchiv 487/1918; Petschar, Krieg, 36. Zur Namensänderung siehe weiter
unten.
318 Zur Erwerbung und der weiteren Katalogisierung in der Porträtsammlung der Österreichi-
schen Nationalbibliothek vgl. Holzer, Kamera, 176–177.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken