Seite - 1018 - in Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918 - Metamorphosen einer Sammlung
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DIE FIDEIKOMMISSBIBLIOTHEK
1914–19191018
wesen seien, welche dieser nach seinem Tod an Kaiser Franz Joseph ver-
erbt hatte. Diese waren nach dem Rücktransport nach Wien erst 1878 in den
Fideikommiss aufgenommen worden. Die Forderung von tschechoslowaki-
scher Seite konnte schlussendlich nicht durchgesetzt werden.
Abschließend ist zu konstatieren, dass die Bestände der Fideikommissbi-
bliothek nach den Besichtigungen durch die interalliierte Kommission und
nach der Ablehnung der tschechoslowakischen Forderungen in ihrer Ge-
samtheit in der Fideikommissbibliothek verblieben.432
2.3 Die Pensionierung Franz Schnürers und das Ende der
monarchischen Ära – eine Schlussbemerkung
„Einzigartige Kunstschätze gilt es zu heben, […] die bisher im Dunkel der Magazine
verborgen lagen, aus denen sie nur bei seltenen Anlässen vereinzelt ans Tageslicht
gelangten, von denen, für die diese Pracht bestimmt war, meist wenig beachtet.“433
Zu einem Bruch in der Geschichte der Fideikommissbibliothek kam es nach
dem Ende der Habsburgermonarchie und nach der Ausreise der ehemaligen
Herrscherfamilie Habsburg-Lothringen nicht nur in Bezug auf die weitere
Funktion der Bibliothek und der Verwendung ihrer Sammlungsbestände
in der Ersten Republik, sondern auch durch Veränderungen im Personal-
stand der Sammlung. Franz Schnürer hatte jahrzehntelang die Geschi-
cke der Sammlung bestimmt und es konnte in diesem Beitrag aufgezeigt
werden, dass er als Hauptakteur maßgeblich für viele Entscheidungen der
Sammlungsgeschichte vor, während und nach dem Ersten Weltkrieg ver-
antwortlich zeichnete. Das betrifft nicht nur seine Handschrift in Personal-
angelegenheiten, die ein Bild des katholisch-konservativen, kaisertreuen
Netzwerkes aufzeigen, in dem er agierte. Auch die Sammlungsstrategien
wurden maßgeblich durch ihn und nicht durch den regierenden Kaiser be-
stimmt. Unter Schnürers Ägide wurden in Kriegszeiten eine Reihe an Ar-
beiten umgesetzt, die die vorhandenen Sammlungsbestände betrafen. In
diesem Zusammenhang sei an die Umsignierung der Buchbestände durch
die beiden weiblichen Hilfskräfte erinnert und auf Bestanderweiterungen
432 Hier ist anzufügen, dass es nach der Unterstellung der Fideikommissbibliothek unter das
Unterrichtsministerium und nach der Eingliederung in die Nationalbibliothek zur Auf-
teilung von Sammlungsbeständen unter den einzelnen Abteilungen, aber auch anderen
Sammlungen wie der Albertina, kam. Diese Aufteilung von Sammlungsbeständen, wie
dies auch mit den in diesem Beitrag genannten Beständen der Biblioteca Estense geschah,
stellt ein Forschungsdesiderat dar.
433 Frey, Verstaatlichung, 1.
Publikation im Sinne der CC-Lizenz BY 4.0
Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
Metamorphosen einer Sammlung
- Titel
- Die Familien-Fideikommissbibliothek des Hauses Habsburg-Lothringen 1835–1918
- Untertitel
- Metamorphosen einer Sammlung
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-205-21308-6
- Abmessungen
- 17.4 x 24.5 cm
- Seiten
- 1073
- Kategorien
- Geschichte Chroniken