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Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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Waffen, Tasche, Kiste sind auch von dieser bisexuellen Verwendung ausgenommen. Ich will nun nicht von dem Dargestellten, sondern vom Symbol ausgehen, eine Übersicht geben, aus welchen Gebieten die Sexualsymbole zumeist entnommen werden, und einige Nachträge anfügen mit besonderer Rücksicht auf die Symbole mit unverstandenem Gemeinsamen. Solch ein dunkles Symbol ist der Hut, vielleicht die Kopfbedeckung überhaupt, in der Regel mit männlicher Bedeutung, doch auch der weiblichen fähig. Ebenso bedeutet der Mantel einen Mann, vielleicht nicht immer mit Genitalbeziehung. Es steht Ihnen frei, zu fragen, warum. Die herabhängende und vom Weib nicht getragene Krawatte ist ein deutlich männliches Symbol. Weiße Wäsche, Leinen überhaupt ist weiblich; Kleider, Uniformen sind, wie wir schon gehört haben, Ersatz für Nacktheit, Körperformen; der Schuh, Pantoffel, ein weibliches Genitale, Tisch und Holz wurden als rätselhafte, aber sicherlich weibliche Symbole bereits erwähnt. Leiter, Stiege, Treppe, respektive das Gehen auf ihnen, sind sichere Symbole des Geschlechtsverkehres. Bei näherer Überlegung wird uns die Rhythmik dieses Gehens als Gemeinsames auffallen, vielleicht auch das Anwachsen der Erregung, Atemnot, je höher man steigt. Die Landschaft haben wir als Darstellung des weiblichen Genitales schon gewürdigt. Berg und Fels sind Symbole des männlichen Gliedes; der Garten ein häufiges Symbol des weiblichen Genitales. Die Frucht steht nicht für das Kind, sondern für die Brüste. Wilde Tiere bedeuten sinnlich erregte Menschen, des weiteren böse Triebe, Leidenschaften. Blüten und Blumen bezeichnen das Genitale des Weibes oder spezieller die Jungfräulichkeit. Sie vergessen nicht, daß die Blüten wirklich die Genitalien der Pflanzen sind. Das Zimmer kennen wir bereits als Symbol. Die Darstellung kann sich hier fortsetzen, indem die Fenster, Ein- und Ausgänge des Zimmers die Bedeutung der Körperöffnungen übernehmen. Auch das Offen- oder Verschlossensein des Zimmers fügt sich dieser Symbolik, und der Schlüssel, der öffnet, ist ein sicheres männliches Symbol. Das wäre nun Material zur Traumsymbolik. Es ist nicht vollständig und könnte sowohl vertieft als auch verbreitert werden. Aber ich meine, es wird Ihnen mehr als genug scheinen, vielleicht Sie unwillig machen. Sie werden fragen: Lebe ich also wirklich inmitten von Sexualsymbolen? Sind alle Gegenstände, die mich umgeben, alle Kleider, die ich anlege, alle Dinge, die ich in die Hand nehme, immer wieder Sexualsymbole und nichts anderes? Es gibt wirklich Anlaß genug zu verwunderten Fragen, und die erste derselben lautet: Woher wir denn eigentlich die Bedeutung dieser Traumsymbole kennen sollen, zu denen uns der Träumer selbst keine oder nur unzureichende Auskunft gibt? Ich antworte: aus sehr verschiedenen Quellen, aus den Märchen und Mythen, Schwänken und Witzen, aus dem Folklore, d.  i. der Kunde von den Sitten, Gebräuchen, Sprüchen und Liedern der Völker, aus dem poetischen und dem gemeinen Sprachgebrauch. Überall hier findet sich dieselbe Symbolik vor, und an manchen dieser Stellen verstehen wir sie ohne weitere Unterweisung. Wenn wir diesen Quellen im einzelnen nachgehen, werden wir so viele Parallelen zur Traumsymbolik finden, daß wir unserer Deutungen sicher werden müssen. Der menschliche Leib, sagten wir, findet nach Scherner im Traum häufig eine Darstellung durch das Symbol des Hauses. In der Fortführung dieser Darstellung sind dann Fenster, Türen und Tore, die Eingänge in die Körperhöhlen, die Fassaden glatt oder mit Balkonen und Vorsprüngen zum Anhalten versehen. Dieselbe Symbolik findet sich aber in unserem Sprachgebrauch, wenn 94
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Schriften von Sigmund Freud (1856–1939)
Titel
Schriften von Sigmund Freud
Untertitel
(1856–1939)
Autor
Sigmund Freud
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
21.6 x 28.0 cm
Seiten
2789
Schlagwörter
Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
Kategorien
Geisteswissenschaften
Medizin
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