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Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
Seite - 117 -
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11) Als anderes Beispiel der Todesdarstellung mag der Traum gelten: Ein unbekannter Herr gibt eine schwarzgeränderte Visitkarte für ihn ab. 12) In mehrfacher Hinsicht wird Sie der folgende Traum interessieren, zu dessen Voraussetzungen allerdings auch ein neurotischer Zustand gehört. Er fährt im Eisenbahnzug. Der Zug hält auf offenem Felde. Er meint, es steht ein Unfall bevor, man muß daran denken, sich zu flüchten, geht durch alle Abteile des Zuges und erschlägt alle, die ihm begegnen, Schaffner, Lokomotivführer usw. Dazu die Erinnerung an die Erzählung eines Freundes. Auf einer Strecke in Italien wurde ein Wahnsinniger in einem Halbcoupé transportiert, aber aus Versehen ein Reisender zu ihm eingelassen. Der Verrückte erschlug den Mitreisenden. Er identifiziert sich also mit diesem Verrückten und begründet sein Anrecht darauf mit der Zwangsvorstellung, die ihn zeitweilig quält, daß er alle »Mitwisser beseitigen« müsse. Dann findet er aber selbst eine bessere Motivierung, die zum Anlaß des Traumes führt. Er hat gestern im Theater das Mädchen wiedergesehen, das er heiraten wollte, von der er sich aber, weil sie ihm Grund zur Eifersucht gegeben, zurückgezogen hat. Bei der Intensität, zu welcher die Eifersucht bei ihm ansteigt, wäre er wirklich verrückt, wenn er die heiraten wollte. Das heißt: Er hält sie für so unverläßlich, daß er alle Leute, die ihm in den Weg kommen, aus Eifersucht erschlagen müßte. Das Gehen durch eine Reihe von Zimmern, hier von Abteilen, haben wir als Symbol des Verheiratetseins (Gegensatz zur Einehe) bereits kennengelernt. Zum Halten des Zuges auf offenem Felde und zur Befürchtung eines Unfalles erzählt er: Als sich einmal auf einer Eisenbahnfahrt ein solches plötzliches Stehenbleiben außerhalb einer Station ereignete, erklärte eine mitreisende junge Dame, es stehe vielleicht ein Zusammenstoß bevor und da sei die zweckmäßigste Vorsicht, die Beine hoch zu heben. Dieses »die Beine hoch« hatte aber auch eine Rolle in den vielen Spaziergängen und Ausflügen in die freie Natur gespielt, die er in der glücklichen ersten Liebeszeit mit jenem Mädchen unternommen hatte. Ein neues Argument dafür, daß er verrückt sein müßte, um sie jetzt zu heiraten. Daß ein Wunsch, so verrückt zu sein, bei ihm dennoch bestand, durfte ich nach meiner Kenntnis der Situation als gesichert annehmen. [◀ ] 117
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Schriften von Sigmund Freud (1856–1939)
Titel
Schriften von Sigmund Freud
Untertitel
(1856–1939)
Autor
Sigmund Freud
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
Abmessungen
21.6 x 28.0 cm
Seiten
2789
Schlagwörter
Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
Kategorien
Geisteswissenschaften
Medizin
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