Seite - 2636 - in Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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O. Pötzl in einer an Anknüpfungen überreichen Arbeit (1917). Pötzl ließ von verschiedenen
Versuchspersonen in Zeichnung fixieren, was sie von einem tachistoskopisch exponierten Bild
bewußt aufgefaßt hatten. Er kümmerte sich dann um den Traum der Versuchsperson in der
folgenden Nacht und ließ geeignete Anteile dieses Traumes gleichfalls durch eine Zeichnung
darstellen. Es ergab sich dann unverkennbar, daß die nicht von der Versuchsperson aufgefaßten
Einzelheiten des exponierten Bildes Material für die Traumbildung geliefert hatten, während die
bewußt wahrgenommenen und in der Zeichnung nach der Exposition fixierten im manifesten
Trauminhalt nicht wieder erschienen waren. Das von der Traumarbeit aufgenommene Material
wurde von ihr in der bekannten »willkürlichen«, richtiger: selbstherrlichen Art im Dienste der
traumbildenden Tendenzen verarbeitet. Die Anregungen der Pötzlschen Untersuchung gehen weit
über die Absichten einer Traumdeutung, wie sie in diesem Buche versucht wird, hinaus. Es sei
noch mit einem Wort darauf hingewiesen, wie weit diese neue Art, die Traumbildung
experimentell zu studieren, von der früheren groben Technik absteht, die darin bestand,
schlafstörende Reize in den Trauminhalt einzuführen.
[68] H. Ellis, der liebenswürdige Kritiker der Traumdeutung, schreibt (1911, 169): »Da ist der
Punkt, von dem an viele von uns nicht mehr imstande sein werden, F. weiter zu folgen.« Allein
H. Ellis hat keine Analysen von Träumen angestellt und will nicht glauben, wie unberechtigt das
Urteilen nach dem manifesten Trauminhalt ist.
[69] Vergleiche über die Reden im Traum im Abschnitt über die Traumarbeit. Ein einziger der
Autoren scheint die Herkunft der Traumreden erkannt zu haben, Delboeuf (1885, 226), indem er
sie mit »clichés« vergleicht.
[70] Für Wißbegierige bemerke ich, daß hinter dem Traume sich eine Phantasie verbirgt von
unanständigem, sexuell provozierendem Benehmen meinerseits und von Abwehr von Seite der
Dame. Wem diese Deutung unerhört erscheinen sollte, den mahne ich an die zahlreichen Fälle,
wo Ärzte solche Anklagen von hysterischen Frauen erfahren haben, bei denen die nämliche
Phantasie nicht entstellt und als Traum aufgetreten, sondern unverhüllt bewußt und wahnhaft
geworden ist. – Mit diesem Traume trat die Patientin in die psychoanalytische Behandlung ein.
Ich lernte erst später verstehen, daß sie mit ihm das initiale Trauma wiederholte, von dem ihre
Neurose ausging, und habe seither das gleiche Verhalten bei anderen Personen gefunden, die in
ihrer Kindheit sexuellen Attentaten ausgesetzt waren und nun gleichsam deren Wiederholung im
Traume herbeiwünschten.
[71] Eine Ersetzung durch das Gegenteil, wie uns nach der Deutung klar werden wird.
[72] Ich habe seither längst erfahren, daß auch zur Erfüllung solcher lange für unerreichbar
gehaltenen Wünsche nur etwas Mut erfordert wird, und bin dann ein eifriger Rompilger
geworden
[73] Der Schriftsteller, bei dem ich diese Stelle las, muß wohl Jean Paul gewesen sein.
[74] In der ersten Auflage stand hier der Name: Hasdrubal, ein befremdender Irrtum, dessen
Aufklärung ich in meiner Psychopathologie des Alltagslebens gegeben habe.
[75] Die jüdische Abstammung des Marschalls wird übrigens bezweifelt.
[76] Beide zu diesen Kinderszenen gehörigen Affekte, das Erstaunen und die Ergebung ins
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Titel
- Schriften von Sigmund Freud
- Untertitel
- (1856–1939)
- Autor
- Sigmund Freud
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 21.6 x 28.0 cm
- Seiten
- 2789
- Schlagwörter
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Kategorien
- Geisteswissenschaften
- Medizin