Seite - 2673 - in Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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[42] S. 51 der zweiten Auflage, Leipzig 1897. – Die Hervorhebung ist die Fechners.
[43] Eine kurze nachträgliche Berücksichtigung verdienen noch die Unsinnswitze, die in der
Darstellung nicht zu ihrem vollen Recht gelangt sind.
Bei der Bedeutung, die unsere Auffassung dem Moment »Sinn im Unsinn« zugesteht, könnte
man versucht sein zu fordern, daß jeder Witz ein Unsinnswitz sein müßte. Dies ist aber nicht
notwendig, weil nur das Spiel mit Gedanken unvermeidlich zum Unsinn führt, die andere Quelle
der Witzeslust, das Spiel mit Worten, diesen Eindruck nur gelegentlich macht und die mit ihm
verbundene Kritik nicht regelmäßig aufruft. Die zweifache Wurzel der Witzeslust – aus dem
Spiel mit Worten und aus dem Spiel mit Gedanken, die der wichtigsten Einteilung in Wort- und
Gedankenwitze entspricht – tritt einer knappen Formulierung allgemeiner Sätze über den Witz als
fühlbare Erschwerung entgegen. Das Spielen mit Worten ergibt offenkundige Lust infolge der
oben aufgezählten Momente des Erkennens usw. und ist der Unterdrückung infolgedessen nur in
geringem Maße unterlegen. Das Spiel mit Gedanken kann durch solche Lust nicht motiviert
werden; es ist einer sehr energischen Unterdrückung verfallen, und die Lust, die es liefern kann,
ist nur die Lust der aufgehobenen Hemmung; die Witzeslust, kann man demnach sagen, zeige
einen Kern von ursprünglicher Spiellust und eine Hülle von Aufhebungslust. – Wir nehmen es
natürlich nicht wahr, daß die Lust beim Unsinnswitz daher rührt, daß es uns gelungen ist, einen
Unsinn der Unterdrückung zum Trotz frei zu machen, während wir ohne weiteres merken, daß
ein Spielen mit Worten uns Lust bereitet hat. – Der Unsinn, der im Gedankenwitz
stehengeblieben ist, erwirbt sekundär die Funktion, unsere Aufmerksamkeit durch Verblüffung
zu spannen, er dient als Verstärkungsmittel für die Wirkung des Witzes, aber nur dann, wenn er
aufdringlich ist, so daß die Verblüffung dem Verständnis um ein deutliches Zeitteilchen
voraneilen kann. Daß der Unsinn im Witze überdies zur Darstellung eines im Gedanken
enthaltenen Urteils verwendet werden kann, ist an den Beispielen S. 55 ff. gezeigt worden. Auch
dies ist aber nicht die primäre Bedeutung des Unsinns im Witze.
An die Unsinnswitze kann man eine Reihe von witzähnlichen Produktionen anschließen, für die
es an einem passenden Namen fehlt, die aber auf die Bezeichnung »witzig scheinender Blödsinn«
Anspruch haben könnten. Es gibt deren ungezählt viele; ich will nur zwei als Proben
herausheben: Ein Mann greift bei Tische, als ihm der Fisch serviert wird, zweimal mit beiden
Händen in die Mayonnaise und streicht sie sich dann durch die Haare. Vom Nachbar erstaunt
angesehen, scheint er seinen Irrtum zu bemerken und entschuldigt sich: Pardon, ich glaubte, es
wäre Spinat. Oder: Das Leben ist eine Kettenbrück’, sagt der eine. – Wieso? fragt der andere. –
Weiß ich? lautet die Antwort.
Diese extremen Beispiele wirken dadurch, daß sie die Erwartung des Witzes erwecken, so daß
man hinter dem Unsinn den verborgenen Sinn zu finden sich bemüht. Man findet aber keinen, sie
sind wirklich Unsinn. Unter jener Vorspiegelung ist es für einen Augenblick ermöglicht
geworden, die Lust am Unsinn frei zu machen. Diese Witze sind nicht ganz ohne Tendenz; es
sind »Aufsitzer«, sie bereiten dem Erzähler eine gewisse Lust, indem sie den Hörer irreführen
und ärgern. Letzterer dämpft dann diesen Ärger durch den Vorsatz, selbst zum Erzähler zu
werden.
[44] H. Spencer, ›The Physiology of Laughter‹ (first published in Macmillans Magazine for
March 1860), Essays, 2. Bd., 1901.
[45] Verschiedene Punkte dieser Bestimmung würden bei einer Untersuchung über die komische
Lust eine eingehende Prüfung verlangen, die bereits von anderen Autoren vorgenommen worden
ist und jedenfalls nicht auf unserem Wege liegt. – In der Erklärung, warum die Abfuhr gerade
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Titel
- Schriften von Sigmund Freud
- Untertitel
- (1856–1939)
- Autor
- Sigmund Freud
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 21.6 x 28.0 cm
- Seiten
- 2789
- Schlagwörter
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Kategorien
- Geisteswissenschaften
- Medizin