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[79] ›Zur Psychologie des Unheimlichen‹ (1906).
[80] Für die nachstehenden Auszüge bin ich Herrn Dr. Th. Reik zu Dank verpflichtet.
[81] Sperrdruck (auch im folgenden) vom Referenten.
[82] Zur Ableitung des Namens: Coppella = Probiertiegel (die chemischen Operationen, bei
denen der Vater verunglückt); coppo = Augenhöhle (nach einer Bemerkung von Frau Dr. Rank).
[83] In der Tat hat die Phantasiebearbeitung des Dichters die Elemente des Stoffes nicht so wild
herumgewirbelt, daß man ihre ursprüngliche Anordnung nicht wiederherstellen könnte. In der
Kindergeschichte stellen der Vater und Coppelius die durch Ambivalenz in zwei Gegensätze
zerlegte Vater-Imago dar; der eine droht mit der Blendung (Kastration), der andere, der gute
Vater, bittet die Augen des Kindes frei. Das von der Verdrängung am stärksten betroffene Stück
des Komplexes, der Todeswunsch gegen den bösen Vater, findet seine Darstellung in dem Tod
des guten Vaters, der dem Coppelius zur Last gelegt wird. Diesem Väterpaar entsprechen in der
späteren Lebensgeschichte des Studenten der Professor Spalanzani und der Optiker Coppola, der
Professor an sich eine Figur der Vaterreihe, Coppola als identisch mit dem Advokaten Coppelius
erkannt. Wie sie damals zusammen am geheimnisvollen Herd arbeiteten, so haben sie nun
gemeinsam die Puppe Olimpia verfertigt; der Professor heißt auch der Vater Olimpias. Durch
diese zweimalige Gemeinsamkeit verraten sie sich als Spaltungen der Vater-Imago, d. h. sowohl
der Mechaniker als auch der Optiker sind der Vater der Olimpia wie des Nathaniel. In der
Schreckensszene der Kinderzeit hatte Coppelius, nachdem er auf die Blendung des Kleinen
verzichtet, ihm probeweise Arme und Beine abgeschraubt, also wie ein Mechaniker an einer
Puppe an ihm gearbeitet. Dieser sonderbare Zug, der ganz aus dem Rahmen der
Sandmannvorstellung heraustritt, bringt ein neues Äquivalent der Kastration ins Spiel; er weist
aber auch auf die innere Identität des Coppelius mit seinem späteren Widerpart, dem Mechaniker
Spalanzani, hin und bereitet uns für die Deutung der Olimpia vor. Diese automatische Puppe
kann nichts anderes sein als die Materialisation von Nathaniels femininer Einstellung zu seinem
Vater in früher Kindheit. Ihre Väter – Spalanzani und Coppola – sind ja nur neue Auflagen,
Reinkarnationen von Nathaniels Väterpaar; die sonst unverständliche Angabe des Spalanzani,
daß der Optiker dem Nathaniel die Augen gestohlen (s. oben), um sie der Puppe einzusetzen,
gewinnt so als Beweis für die Identität von Olimpia und Nathaniel ihre Bedeutung. Olimpia ist
sozusagen ein von Nathaniel losgelöster Komplex, der ihm als Person entgegentritt; die
Beherrschung durch diesen Komplex findet in der unsinnig zwanghaften Liebe zur Olimpia ihren
Ausdruck. Wir haben das Recht, diese Liebe eine narzißtische zu heißen, und verstehen, daß der
ihr Verfallene sich dem realen Liebesobjekt entfremdet. Wie psychologisch richtig es aber ist,
daß der durch den Kastrationskomplex an den Vater fixierte Jüngling der Liebe zum Weibe
unfähig wird, zeigen zahlreiche Krankenanalysen, deren Inhalt zwar weniger phantastisch, aber
kaum minder traurig ist als die Geschichte des Studenten Nathaniel.
E. T. A. Hoffmann war das Kind einer unglücklichen Ehe. Als er drei Jahre war, trennte sich der
Vater von seiner kleinen Familie und lebte nie wieder mit ihr vereint. Nach den Belegen, die
E. Grisebach in der biographischen Einleitung zu Hoffmanns Werken beibringt, war die
Beziehung zum Vater immer eine der wundesten Stellen in des Dichters Gefühlsleben.
[84] O. Rank, ›Der Doppelgänger« (1914).
[85] Ich glaube, wenn die Dichter klagen, daß zwei Seelen in des Menschen Brust wohnen, und
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Titel
- Schriften von Sigmund Freud
- Untertitel
- (1856–1939)
- Autor
- Sigmund Freud
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 21.6 x 28.0 cm
- Seiten
- 2789
- Schlagwörter
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Kategorien
- Geisteswissenschaften
- Medizin