Seite - 2688 - in Schriften von Sigmund Freud - (1856–1939)
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schön: man spürt keinen Schmerz, kein Weh und Ach, man ist entrückt in eine andere Welt.«
[46] H. Ellis hat den Terminus »autoerotisch« allerdings etwas anders bestimmt, im Sinne einer
Erregung, die nicht von außen hervorgerufen wird, sondern im Innern selbst entspringt. Für die
Psychoanalyse ist nicht die Genese, sondern die Beziehung zu einem Objekt das Wesentliche.
[47] Weitere Überlegungen und die Verwertung anderer Beobachtungen führen dazu, die
Eigenschaft der Erogeneität allen Körperstellen und inneren Organen zuzusprechen. Vgl. hiezu
weiter unten über den Narzißmus.
[48] Man kann es in biologischen Erörterungen kaum vermeiden, sich der teleologischen
Denkweise zu bedienen, obwohl man weiß, daß man im einzelnen Falle gegen den Irrtum nicht
gesichert ist.
[49] Vgl. hiezu die sehr reichhaltige, aber meist in den Gesichtspunkten unorientierte Literatur
über Onanie, z. B. Rohleder (1899), ferner das II. Heft der Diskussionen der Wiener
Psychoanalytischen Vereinigung, Die Onanie, Wiesbaden 1912.
[50] Vgl. die Aufsätze ›Charakter und Analerotik‹ (1908 b) und ›Über Triebumsetzungen
insbesondere der Analerotik‹ (1917 c).
[51] In einer Arbeit, welche unser Verständnis für die Bedeutung der Analerotik außerordentlich
vertieft (1916), hat Lou Andreas-Salomé ausgeführt, daß die Geschichte des ersten Verbotes,
welches an das Kind herantritt, des Verbotes, aus der Analtätigkeit und ihren Produkten Lust zu
gewinnen, für seine ganze Entwicklung maßgebend wird. Das kleine Wesen muß bei diesem
Anlasse zuerst die seinen Triebregungen feindliche Umwelt ahnen, sein eigenes Wesen von
diesem Fremden sondern lernen und dann die erste »Verdrängung« an seinen Lustmöglichkeiten
vollziehen. Das »Anale« bleibt von da an das Symbol für alles zu Verwerfende, vom Leben
Abzuscheidende. Der später geforderten reinlichen Scheidung von Anal- und Genitalvorgängen
widersetzen sich die nahen anatomischen und funktionellen Analogien und Beziehungen
zwischen beiden. Der Genitalapparat bleibt der Kloake benachbart, »ist ihr beim Weibe sogar nur
abgemietet«.
[52] Ungewöhnliche Techniken bei der Ausführung der Onanie in späteren Jahren scheinen auf
den Einfluß eines überwundenen Onanieverbotes hinzuweisen.
[53] Warum das Schuldbewußtsein der Neurotiker regelmäßig, wie noch kürzlich Bleuler
anerkannt hat, an die erinnerte onanistische Betätigung, meist der Pubertätszeit, anknüpft, harrt
noch einer erschöpfenden analytischen Aufklärung. Der gröbste und wichtigste Faktor dieser
Bedingtheit dürfte wohl die Tatsache sein, daß die Onanie ja die Exekutive der ganzen infantilen
Sexualität darstellt und darum befähigt ist, das dieser anhaftende Schuldgefühl zu übernehmen.
[54] Havelock Ellis bringt in einem Anhang zu seiner Studie über das Geschlechtsgefühl (1903)
eine Anzahl autobiographischer Berichte von später vorwiegend normal gebliebenen Personen
über ihre ersten geschlechtlichen Regungen in der Kindheit und die Anlässe derselben. Diese
Berichte leiden natürlich an dem Mangel, daß sie die durch die infantile Amnesie verdeckte,
prähistorische Vorzeit des Geschlechtslebens nicht enthalten, welche nur durch Psychoanalyse
bei einem neurotisch gewordenen Individuum ergänzt werden kann. Dieselben sind aber trotzdem
in mehr als einer Hinsicht wertvoll, und Erkundigungen der gleichen Art haben mich zu der im
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Schriften von Sigmund Freud
(1856–1939)
- Titel
- Schriften von Sigmund Freud
- Untertitel
- (1856–1939)
- Autor
- Sigmund Freud
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- Abmessungen
- 21.6 x 28.0 cm
- Seiten
- 2789
- Schlagwörter
- Psychoanalyse, Traumdeutung, Sexualität, Angst, Hysterie, Paranoia, Neurologie, Medizin
- Kategorien
- Geisteswissenschaften
- Medizin