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Katastrophen. Für Afrika zeigen die Daten eine schwache negative Korrelation zwi-
schen dem Ausmaß von Katastrophen und der Friedfertigkeit betroffener Staaten,
wobei die Kausalität in beide Richtungen gehen kann: Klimawandel kann Friedfertig-
keit untergraben und geringe Friedfertigkeit die Schadenswirkung von Klimawandel
erhöhen. Für andere Regionen lässt sich hingegen kein statistischer Zusammenhang
feststellen.
Bislang noch wenig berücksichtigt werden die gesellschaftlichen und geopolitischen
Konfliktpotenziale durch energie- und klimapolitische Transformationsprozesse
(→ Scheffran/Cannaday 2013). Hierzu gehören Widerstände gegen erneuerbare Ener-
gieprojekte und Anpassungsmaßnahmen (Bioenergie, Staudämme, Windkraftanlagen,
Aufforstung, Deiche) und damit verbundene Ressourcen- und Landnutzungskonflikte.
F.2 ↘ Friedensverträgliche Gestaltung der Transformation
U m die Klimakrise zu bewältigen, ringen Verantwortliche auf vielen politischen
Ebenen darum, wie die Treibhausgasemissionen verringert werden können und
auf welche Weise sich Gesellschaften an unvermeidliche Klimaänderungen anpassen
können/müssen. Diese Maßnahmen stellen Gesellschaften weltweit vor große Heraus-
forderungen. Jedoch sind nicht alle Menschen und Regionen in gleicher Weise von
den Folgen der Klimaveränderungen betroffen. Die notwendige gesellschaftliche
Transformation muss daher politisch und sozial gerecht gestaltet werden und Unter-
schiede zwischen den Verursachern und den Geschädigten der Klimaveränderungen
in unterschiedlichen Weltregionen berücksichtigen.
Die anstehende Transformation birgt unterschiedliche friedenspolitische Herausfor-
derungen. Versuche, die Auswirkungen hoher Konzentrationen von Treibhausgasen in
der Atmosphäre technologisch, etwa durch Geoengineering, zu mindern, können zu
gesellschaftlichen Konflikten und sicherheitspolitischen Herausforderungen füh-
ren. Konfliktverschärfende Effekte von Klimamaßnahmen können auch in der Ent-
wicklungszusammenarbeit auftreten. Diese Herausforderungen müssen durch zivile
politische Maßnahmen eingehegt werden. Im Vordergrund steht hier das Primat einer
zivilen Klimapolitik aus Emissionsvermeidung und Klimaanpassung, die konfliktsen-
sitiv durchgeführt wird, um Widerstände zu vermeiden. Vorbeugende diplomatische
Maßnahmen der Krisenprävention sind Mittel der Wahl, während mögliche militäri-
sche Maßnahmen die Klimakrise eher verschärfen.
Erst in Ansätzen ist verstanden, wie Synergien von Nachhaltigkeit und Friedenssi-
cherung sich in einem positiven Nexus gegenseitig verstärken können. Zum Ausdruck
kommt dies in Konzepten des environmental peacebuilding oder des nachhaltigen
Friedens (→ Ide 2018). Ziel muss es sein, Umwelt-, Entwicklungs- und Friedenspolitik
kohärenter umzusetzen. Ziel muss es sein,
Umwelt-, Entwick-
lungs- und Friedens-
politik kohärenter
umzusetzen F
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friedensgutachten / 2020
Friedensgutachten 2020
Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Titel
- Friedensgutachten 2020
- Untertitel
- Im Schatten der Pandemie: letzte Chance für Europa
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5381-0
- Abmessungen
- 21.0 x 28.5 cm
- Seiten
- 162
- Schlagwörter
- Frieden, Bewaffnete Konflikte, Sicherheit, Internationale Politik, Entwicklungszusammenarbeit, Krieg, Gewalt, Politik, Konfliktforschung, Globalisierung, Politikwissenschaft
- Kategorie
- Recht und Politik