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Frühe Brücken - Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
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84 Frühe Brücken Von unten können diese Brücken kaum gestützt wer- den, da der Flussraum unter diesen Brücken möglichst freigehalten werden soll, damit bei extremen Regen- ereignissen die zu erwartenden Wassermassen in der Monsunzeit unter der Brücke möglichst ungehindert passieren können und möglichst nichts hängen bleibt, das sich zu einer Barriere aufbauen könnte. Der Gummibaum, der “Ficus Elastica“, aus dem alle Brü- cken im Nordosten Indiens in der Provinz Meghalaya bestehen, hat natürlich auch eine begrenzte Lebenszeit, auch wenn er mehrere hundert Jahre alt werden kann. Durch das ständige Weiterflechten bei den lebenden Brücken und das Verwachsen der alten mit den jungen Luftwurzeln kommt es wohl zu einer dauernden “Frisch- zellenzufuhr“, die sich vielleicht auch lebensverlängernd auf das lebende Baumaterial der Brücken auswirkt.Ab- gestorbene Brücken aber verrotten und zerfallen relativ schnell. Daher ist später nur schwer nachweisbar, seit wann es die ersten lebenden Brücken gibt. Vielleicht können archäologische Grabungen oder an- dere Techniken der Nachweise erbringen, seit wann die jeweilige Zone besiedelt ist. So könnte zumindest eine zeitliche Grenze angegeben werden, vor der mit Sicherheit keine lebenden Brücken hier errichtet wur- den. Die geografisch relativ begrenzte Verbreitung der lebenden Brücken ist wohl ein Zeichen für eine zeitlich nicht sehr weit zurückreichende Bautradition. Lebende Brücken in Nordost-Indien Im Nordosten Indiens, nördlich von Bangladesch in der Provinz Meghalaya liegt ein stark durch Erosion zer- klüftetes Plateau mit der Bezeichnung Shillong-Plateau, dessen höchste Erhebungen bis etwa 1800 m hinauf- reichen. Auf dem Kalkstein des Shillong-Plateaus wach- sen subtropische Regenwälder. Zwischen 60 und 1200 m Seehöhe gedeihen hier in der regenreichsten Zone Indiens auch Gummibäume. Es handelt sich dabei um den Indischen Kautschukbaum, den “Ficus Elastica“. Das Klima in diesem Raum ist feuchtwarm und über lange Zeitphasen des Jahres vom Monsun geprägt. In der tro- ckenen Jahreszeit sind die Bäche fast ohne Wasser. In der Regenzeit können diese Rinnsale aber zu reißenden Flüssen anschwellen (Ludwig et al. 2019:1). Holz von gefällten Bäumen als Baumaterial für ge- zimmerte Brücken würde in diesem Klima ohne mas- siven Einsatz von Imprägnierungs- und auch anderen Konservierungsstoffe für Holz sehr schnell vergehen. Das Holz würde schimmeln und faulen, würde aber zusätzlich auch von Käfern und vor allem von Termiten befallen und unter normalen Voraussetzungen schnell vernichtet. Totes verarbeitetes Holz ist also kein nach- haltiger Baustoff für freistehende Brücken in der Region des Shillong-Plateaus. Die Idee, totes Holz durch lebendes pflanzliches “Bau- material“ zu ersetzen, war daher eine geniale, kreati- ve Erfindung der Khasi und Jaintia, die in dieser Region Indiens seit Jahrhunderten leben. Die Idee dazu könn- te sich durch einen Zufall ergeben haben. Heute gibt es nördlich von Bangladesch in den Tälern des Shil- long-Plateaus in den East Khasi und West Jaintia Hills eine relativ große Zahl von lebenden Brücken (Ludwig et al. 2020:74). Bislang wurden 74 lebende Brücken von Wilfrid Midd- leton und Kollegen an der Professur für “Green Techno- logies in Landscape Architecture“ an der Technischen Universität München unter Ferdinand Ludwig in Ko- operation mit dem Institut für Biologie II; Arbeitsgruppe “Botanik – Funktionelle Morphologie und Bionik“ an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breis- gau unter Thomas Speck im nordostindischen Gebiet des Shillong-Plateaus fotografiert, aufgenommen und dokumentiert.
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Frühe Brücken Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Titel
Frühe Brücken
Untertitel
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Technische Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-833-2
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
306
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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