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Frühe Brücken - Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
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280 Frühe Brücken war und ist auch heute noch in manchen Zonen Süd- ostasiens, lebendes Baumaterial zu verwenden, da es nicht verrottet, solange es lebt. Eines der Zentren von derartigen Brücken aus lebenden Baustoffen ist Nord- ostindien in der Provinz Meghalaya. Der Bau derartiger Brücken braucht zwar sehr lange und ist prozesshaft, die Brücken halten dann aber auch oft Jahrhunderte. Auch im nordostindischen Nagaland und auf mehreren Inseln Indonesiens gibt es an verschiedenen Stellen der- artige Brücken. Theoretisch ist es natürlich möglich, dass die Idee dazu an mehreren Stellen unabhängig ent- wickelt wurde. Wahrscheinlicher allerdings dürfte die Verbreitung dieser Idee durch Techniktransfer auf dem Land- und Seeweg gewesen sein. Sonst hätten sich viel- leicht auch in der Neuen Welt in anderen sehr regen- reichen Gegenden derartige Brücken unabhängig ein zweites Mal entwickeln können. In Japan auf der Insel Shikoku im Iya Tal gibt es von den lebenden Brücken in Nordostindien eine Abwandlung. Bei ihren Brücken sind etliche der aus geernteten Wein- ranken geflochtenen Taue über hohe, stützende Bäume an den Ufern des Iya-Flusses geschlungen. Sie tragen die Brücken. Die Laufflächen hingegen bestehen aus bereits verarbeitetem, also totem Holz, aus dem Stütz- holz von einst lebenden Bäumen. Daher kann man diese Konstruktionen wohl nur als halblebende Brü- cken bezeichnen. Die Professur für “Green Techno- logies in Landscape Architecture“ an der Technischen Universität München unter Ferdinand Ludwig befasst sich schon seit längerem mit lebenden Brücken mit dem Ziel, diese Techniken auch für Funktionen unserer Zeit weiterzuentwickeln. Brücken mit Kragkonstruktionen Mit Schein- oder Kraggewölbebrücken aus Stein kann man nur wenige Meter überbrücken. Die hellenistische Brücke bei Eleutherna auf Kreta ist eine reine Schein- gewölbekonstruktion. Sie hat eine Spannweite von 3,95 m. Der große Bogen von Kabah im mexikanischen Yucatán misst nur 4,26 m. Bei ihm wurde allerdings schon sehr viel abbindender Kalkmörtel verwendet, der das Gewölbe fast schon zu einem Monolithen ab- binden ließ, was bei dem weichen Kalkstein der Re- gion sicher auch notwendig war. Die Länge der wohl längsten Brücke mit einer Scheingewölbekonstruktion wird von Victor v. Hagen für eine Brücke in Carabaya Brücken mit Schlusssteinbögen Einen wirklichen Quantensprung nicht alleine in der Brückenbautechnik, sondern allgemein in der Baukunst- geschichte erbrachte die schon sehr frühe Erfindung des Schlusssteinbogens und -gewölbes in der Zeit um 3000 v.Chr. in Ägypten und im Iran. Man konnte plötz- lich aus einem sehr beständigen Baumaterial, also aus Stein oder dem gebrannten Ziegel, bis zu über 40 m große Distanzen tragfähig überspannen. Spannweiten von 30 m waren seitdem überhaupt kein Kunststück mehr. Man denke auch an das fast 2000 Jahre alte Pantheon in Rom mit 43,5 m Durchmesser oder die fast 1500 Jahre alte Hagia Sophia im ehemals christlichen Konstantinopel, dem heutigen Istanbul mit einem rund 30 m breiten und 60 m langen stützenfreien Gebets- raum oder an die riesigen römischen Thermenbauten im gesamten Imperium Romanum, vor allem im antiken Rom und bei Neapel. In Luxemburg erreicht eine gemauerte Bogenbrücke sogar etwa 85 m freie Spannweite. Interessanterweise kannten auch die Neuweltlichen Kulturen bereits früh in vorkolumbischer Zeit das Schlusssteingewölbe. Es gibt bei den Maya beispiels- weise in Calakmul mindestens zwei Tonnengewölbe, die schon aus der Zeit knapp nach dem Beginn unse- rer Zeitrechnung stammen. Auch in Südamerika findet sich bei einer Chullpa in Obrajes in Bolivien ein klei- nes vorkolumbisches Tonnengewölbe mit keilförmigen Lehmziegeln. Es gibt weitere Beispiele in Meso- und Südamerika für die sehr seltene Verwendung des Schlusssteinbogens und Schlusssteingewölbes, meist in Stein ausgeführt. Warum diese geniale Technik aber in der Neuen Welt nur extrem selten verwendet und im Brücken- bau wohl überhaupt nie eingesetzt wurde, ist ein wohl immer noch nicht befriedigend beantwortetes Rätsel. in Peru mit 9 m angegeben. Bei dieser wurden offen- bar sehr dünne, tragfähige Natursteinplatten verwendet. Die gleiche Konstruktionsweise mit Holzbalken haben Brückenbaumeister in manchen asiatischen Ländern schon in der Vergangenheit ausgereizt. Das ermög- lichte natürlich einen Quantensprung bei den Spann- weiten. Man konnte plötzlich in dieser Konstruktions- weise Spannweiten von bis zu 40 m überbrücken.
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Frühe Brücken Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Titel
Frühe Brücken
Untertitel
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
Autor
Hasso Hohmann
Verlag
Technische Universität Graz
Ort
Graz
Datum
2021
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-85125-833-2
Abmessungen
20.0 x 27.0 cm
Seiten
306
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
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