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Frühe Brücken
ein Hohlträger verwendet, der einen quadratischen
oder rechteckigen, kastenförmigen Querschnitt hat.
Kastenträger werden und wurden aber auch im Stahl-
betonbau und auch im Holzbau verwendet.
Kragbalkenbrücken
Dort, wo bei kürzeren Distanzen keine Hängebrücken
im Himalaya, im Pamir Gebiet und auch in den an-
grenzenden Regionen zum Einsatz kommen, wurden
vor allem in der Vergangenheit die etwas langlebigeren
Holzbrücken verwendet, bei denen das konstruktive
Prinzip von Kragkonstruktionen eingesetzt wurde. Da
die verfügbaren Steine für ein Scheingewölbe (s.u.) nicht
geeignet sind und die benötigten Spannweiten meist
auch viel zu groß sind, um mit einem echten Schluss-
steingewölbe überspannt zu werden, verwendete man
im Trockenmauerwerk der seitlichen Brückenwiderlager
eingespannte Holzbalken zur Unterstützung hölzerner
Brücken. Ein lang erprobtes System von auf beiden Sei-
ten vorkragenden Balken ermöglichte diesen hölzer-
nen Brücken zum Teil erstaunliche Spannweiten. Die aus
Bruchsteinen und Balken bestehenden Brücken werden
Kragbalkenbrücken genannt.
Pylon
Die hohen Türme von Hängebrücken, meist Portaltürme,
über welche die Stahlkabel gespannt werden oder von
denen bei Schrägseilbrücken die Seile zur Nutzfläche
der Brücke gespannt sind, nennt man Pylone. Bei nied-
rigen Hängebrücken sind diese mitunter auch in je-
weils zwei Türme rechts und links der Nutzfläche oder
in längs aufgestellte Mauerstreifen getrennt. Mitunter
wird auch von Brückenportalen gesprochen, wenn die
Fahrbahn durch das Zentrum eines Pylons verläuft und
die Portale nicht sehr hoch sind. Handelt es sich um sehr
hohe Türme, so nennt man sie in der Regel Pylone.
Momentenbelastung
In der Statik spricht man von Biegemomenten in der
Balkentheorie.
Scheingewölbe
Scheingewölbe werden auch Vorkraggewölbe oder
falsche Gewölbe genannt. Es ist eine sehr archai-
sche Art, Räume nach oben mit Steinmaterial zu schlie-
ßen bzw. Brücken über einer Schlucht zu konstruieren.
Man lässt in beiden Fällen zur Überbrückung einer Dis-
tanz Steinplatten horizontal auf beiden Seiten des zu überbrückenden Raumes vor eine tragfähige Mauer-
kante vortreten. Den gleichen Vorgang wiederholt man
mit weiteren Platten in einer nächsten Schicht ober-
halb. Dabei legt man ähnlich starke Steinplatten als
Gegengewichte auch auf die hinteren Partien der ers-
ten Serie Kragplatte. Es darf zu keinem Vorkippen der
vorkragenden Steinplatten kommen!
Dieses Verfahren der Annäherung der beiden gegen-
überliegenden Seiten führt man so lang fort, bis die
Distanz so weit verkürzt ist, dass man die Restdistanz
mit einer letzten Seirie aufgelegter Platte überbrücken
kann. Bei jedem Schritt muss geprüft werden, wieviel
Druck die Forderkanten der letzten Kragsteine noch ver-
tragen, damit es nicht durch den folgenden Schritt zu
einem Vorkippen der Kragkonstruktion kommen kann.
Ausreichende Gegengewichte können das garantieren.
Schlusssteingewölbe
Schlusssteingewölbe werden auch echte Gewölbe ge-
nannt. Meist bestehen sie aus keilförmigen, konzentrisch
angeordneten Steinen; da jeder von ihnen zuerst fallen
will, halten sie sich alle gegenseitig. Um in Erdbeben-
gebieten das Herausrutschen einzelner Steine bei star-
ken Erdstößen zu verhindern, werden in solchen Zonen
gerne Hakensteine verwendet. Hakensteine sind Ge-
wölbesteine, bei denen die Kontaktflächen zwischen
den Steinelementen profiliert werden. In der Islamischen
Baukunst wurde daraus eine eigene Kunstform bei
Bögen über Eingängen. Im Gegensatz zu den Schein-
gewölben treten bei echten Schlusssteingewölben ho-
rizontale Druckkräfte in der Scheitelzone auf, die über
die Auflager am Gewölbefuß abgetragen werden müs-
sen. Es entsteht also etwas Zug im Boden eines über-
wölbten Raumes und Druck außerhalb davon.
Schrägseilbrücken
Wird eine Brücke von einem hohen meist vertikalen Trä-
ger in gleichmäßigen vertikalen Abständen in beiden
Richtungen von parallel gespannten Seilen getragen
spricht man auch von einer Harfenabspannung. Diese
Art der Abspannung findet sich oft bei langen Brücken
mit mehreren Stützen.
Bei allgemeinen Schrägseilbrücken wird die Fahrbahn
durch Seile getragen, deren Winkel zur Fahrbahn unter-
schiedlich geneigt ist. Das führt dazu, dass die vertikale
Komponente bei flacher gespannten Seilen immer ge-
ringer wird. Bei der Millau Brücke wurde das Problem
Frühe Brücken
Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Titel
- Frühe Brücken
- Untertitel
- Zug- oder druckbeanspruchte Konstruktionen, kreative, innovative und interessante Brücken
- Autor
- Hasso Hohmann
- Verlag
- Technische Universität Graz
- Ort
- Graz
- Datum
- 2021
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-85125-833-2
- Abmessungen
- 20.0 x 27.0 cm
- Seiten
- 306
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen