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Der wichtigste Bestandtheil des Stahles außer dem Eisen ist
die Kohle, weil sonder Zweifel durch den Kehlcngehalt die Stahl-
lnatur bestimmt wird. Zu verschiedenen Zeiten, und namentlich in
der neuesten Zeit wieder, hat man die Stahlnatur andern Körpern,
<nm öftesten dem Silicium zugeschrieben; allein so rä'lhselhaft man-
ches Verhalten des Stahles als Kohleneisen zur Stunde noch scheint,
s« sprechen denn doch zu viele und zu bestimmte Thatsachen für
obigen Satz. Der weichste Stahl bat ungefähr 1 Proccnt Kohle.
Mit dem Kohlengehalte wächst die Härte des Stahles, nimmt die
Strengfiüssigkeit und in gleichem Maße die Schweißbarkeit ab; die
härtesten Sorten des Gusistahles sind «„schweißbar, und nähern sich
überhaupt dem weißen Roheisen. Die Härte des Stahles tritt jedoch
eist im gehärteten Zustande desselben auffallend hervor, ungehärtet ist
e« nur wenig härter als Stabcisen. Vci gleichem Kohlengchaltc ist
d>er gehärtete Stahl um so härter, je größer die Temperaturdiffe-
l«enz bei der Härtung war; in demselben Maße nimmt zugleich die
Sprödigteit zu, und deßhalb ist der Stahl in der Regel um so brauch«
barer, bei clncr je geringern Tcmperaturdifferenz derselbe die ge-
wünschte Härte amunehmen vermag. — Alle die fremden Kör-
per, welche das Stadeisen gewöhnlich in sich aufgelöst enthält, die
wir im Paragraph 21 kennen gelernt haben, werden im Stahle
ebenfalls getroffen, wurden sogar in größerer Menge darin enthal-
ten seyn müssen, wenn man zur Stahlerzeugung nicht immer ein
etwas reineres Roheisen verwenden möchte, und sie bringen sehr
wahrscheinlich alle jene Folgen in diesem hervor wie bei dem Stab-
eisen, nur manche weniger auffallend, weil der Stahl im Allgemei-
nen mehr vorsichtig behandelt wird als das Stabeiscn. Indessen
ist es gar wohl möglich, daß mancher fremde Körper im Stahle
einen etwas andern Einfluß nimmt, als im Stabcisen, indem hier-
bei der größere Kohlengchalt verschiedene Vermittlungen bewirten
kann, worüber unsere Kenntniß noch sehr mangelhaft ist.
Die im Frühern beim Eisen angeführten Unarten: Rohbruch,
Faulbruch, Rothbruch und Kallbruch, können im Stahle ebenfalls
vorkommen. Der Nohbruch ist sehr gewöhnlich bei" dem Nohstahle,
weßhalb dieser vor seiner Verwendung in den meisten Fällen ge-
gerbt wird, wodurch, wie wir schon beim Eisen gesehen haben, ei«
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Gemeinfaßliche Darstellung der Stabeisen u. Stahlbereitung in Frischherden
in den Ländern des Vereins zur Beförderung und Unterstütztung der Industrie und Gewerbe in Innerösterreich, dem Lande ob der Enns und Salzburg
- Titel
- Gemeinfaßliche Darstellung der Stabeisen u. Stahlbereitung in Frischherden
- Untertitel
- in den Ländern des Vereins zur Beförderung und Unterstütztung der Industrie und Gewerbe in Innerösterreich, dem Lande ob der Enns und Salzburg
- Autor
- Peter Tunner
- Verlag
- C. Tanzer'schen Schriften
- Ort
- Graz
- Datum
- 1846
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.09 x 19.47 cm
- Seiten
- 540
- Schlagwörter
- Stahlindustrie, Stahlwirtschaft
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen