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Frischfeuern, wo das Eisen in unmittelbare Berührung mit dem
Vrennmateriale kommt, oder in den sogenannten Frischöfen,
Puddlingöfen, wo nur die Flamme des Brennmaterials zum
Eisen Zutritt hat. Die erstere Methode ist die ältere, und in den
Vereinsländcrn die gewöhnliche; die letztere, vor ungefähr 60 Jah-
ren in England erfunden, und dort bereits zu einer erstaunlichen
Ausdehnung gebracht, greift gegenwärtig bei uns ebenfalls ziemlich
rasch um sich. Eine jede dieser Methoden hat vergleichungsweise
mit der andern ihre Vor- und ihre Nachtheile. Aus gutem Roh-
eisen »hält man turch den Herdfrischprozcß ein im Ganzen besseres
Stabcisen, als turch den Puddlingprezeß, aber aus sehr unreinem
Roheisen wird bei letzterem Prozeße eher ein brauchbares Stabeiscn
zu erlangen se»n, als bei ersterem. Der wesentlichste Vortheil der
Puddlingarbcit besteht aber unstreitig darin, daß man sich hierbei
der Steinkohle und des Torfes als Vrennmaterial bedienen kann,
während die Hcrdfrischarbeit auf den Gebrauch der Holzkohlen be»
schränkt ist.
Die Abscheidung der fremden Bestandtheile des Eisens geschieht
indessen nicht bloß im Frischherde oder Frischofcn, sondern auch auf
mechanische Weise, durch ein Auspressen, wodurch die eingemengte
Schlacke entfernt, das Eisen dichter gemacht und in die gewünschte
Form gcbrackt werden muß. Zu dieser mechanischen Bearbeitung
bieten sich abermals zwei wesentlich verschiedene Mittel dar, der
Hammer als das eine, und die Walzen als das andere, wovon
ebenfalls ein jedes seine Mängel und seine Vorzüge hat. Zum
Auspressen der Schlacke, wie zum Ganzmachen des Eisens, ist im
Allgemeinen sicher die Wirkungsart des Hammers, zum eigentlichen
Formgeben hingegen die schnellere und gleichmäßigere Wirkungsart
der Walzen die vorzüglichere. Man mag sich übrigens des einen
oder des andern dieser zwei Mittel, oder wie es häufig geschieht,
beider nach einander bedienen, so wird mau mit einer einzigen sol-
chen Bearbeitung doch niemals zum Ziele gelangen, sondern es ist
stets eine Wiederhohlung derselben nothwendig, der aber jedesmal
eine Erhitzung des zu bearbeitenden Stückes unmittelbar vorausge-
hen muß.
Gemeinfaßliche Darstellung der Stabeisen u. Stahlbereitung in Frischherden
in den Ländern des Vereins zur Beförderung und Unterstütztung der Industrie und Gewerbe in Innerösterreich, dem Lande ob der Enns und Salzburg
- Titel
- Gemeinfaßliche Darstellung der Stabeisen u. Stahlbereitung in Frischherden
- Untertitel
- in den Ländern des Vereins zur Beförderung und Unterstütztung der Industrie und Gewerbe in Innerösterreich, dem Lande ob der Enns und Salzburg
- Autor
- Peter Tunner
- Verlag
- C. Tanzer'schen Schriften
- Ort
- Graz
- Datum
- 1846
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 11.09 x 19.47 cm
- Seiten
- 540
- Schlagwörter
- Stahlindustrie, Stahlwirtschaft
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen