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Generative Bildarbeit - Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
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24 Erkenntnis anhängt.7 Dem Begriff der Praxis kann man nach Bourdieu nicht gerecht werden, wenn lediglich eine der beiden Seiten, Subjekt oder Objekt, betrachtet wird. In Bourdieus Theorie der Praxis geht es um die Beziehung und Wechselwirkung zwischen den Akteursebenen, also darum, den Graben zwischen Subjektivismus und Objektivismus zu überwinden (Dörfler 2003: 15). Für eine praxeologische Vorgehensweise muss nach Bourdieu und Wacquant auf drei Ebenen in reflexiver Weise gearbeitet werden: Die erste Ebene entspricht phänomenologischen bzw. ethno-methodo- logischen Erkenntnisweisen, in denen das Erforschen und Explizieren der eigenen Erfahrung eine zentrale Rolle einnimmt. „Die Erkenntnisweise, die wir die phänomenologische nennen wollen [...], expliziert die Wahrheit der primären Erfahrung mit der sozialen Welt, d. h. das Vertrautheitsverhältnis zur vertrauten Umgebung. Sie begreift die soziale Welt als eine natürliche und selbstverständlich vorgegebene Welt, sie reflektiert ihrer Definition nach nicht auf sich selbst und schließt im Weiteren die Frage nach den Bedingungen ihrer eigenen Möglichkeit aus.“ (Bourdieu 2012: 147) Die eigene soziale Herkunft rückt auf dieser ersten Ebene in den Fokus und muss neben den Forschungsinteressen, die sich (zumindest im kultur- und sozialwissenschaftlichen Feld) meist auf Andere richten, ebenfalls Beachtung finden. In der Praxeologie Bourdieus wird die phänomenologische Erkennt- nisweise zwar geschätzt, jedoch warnt Bourdieu vor ihrer ausschließlichen Anwendung, besonders in Hinblick auf die Gefahr, die jede Form der Natura- lisierung sozialer Verhältnisse in sich berge: eine selbstbezügliche Auseinan- dersetzung mit dem Sozialen und dem Kulturellen, die allzu schnell die mate- rialistische Welt und ihre Bedingungen vergessen lasse (Bourdieu/Wacquant 2006: 66–68; Bourdieu 2012: 147). Auf der zweiten Ebene sollte der_die Forscher_in nach der eigenen Position im wissenschaftlichen Feld fragen: Wo stehe ich im akademischen Feld? Diese Frage verweist auf die Notwendigkeit, zunächst die Beziehungen im eigenen akademischen Feld zu beleuchten, um die eigene Position darin zu bestimmen (Vilsmaier 2013). Das Arbeiten auf dieser Ebene der Positionierung im akademischen Feld stellt eine wichtige Voraussetzung für das empirische Arbeiten in diversen Forschungsfeldern dar. Erst durch die eigene Positions- bestimmung innerhalb der Strukturen, in die ich selbst eingeschrieben bin, kann ich in der Folge auch in eine reflektierte Beziehung zwischen mir als Forscherin und den Forschungspartner_innen im Feld eintreten. „Der zweite Bias, der schon sehr viel weniger oft wahrgenommen und bedacht wird, hängt mit der Position zusammen, die der Wissen- 7 Pierre Bourdieu distanziert sich dabei auch von einem „wissenschaftstheoretischen Anarchismus“ (Bourdieu/Wacquant 2006: 54) im Sinne von Paul Feyerabend und hebt hervor, dass methodologische Vielfalt ständig dem Gegenstand und der Fragestellung entsprechend reflektiert werden müsse.
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Generative Bildarbeit Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Titel
Generative Bildarbeit
Untertitel
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Autor
Vera Brandner
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-5008-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
276
Schlagwörter
Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, Situationalität, Reflexivität
Kategorie
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