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173 4.4 DEUTUNGSPROZESS UND ZWISCHENERGEBNISSE
Der Deutungsprozess im Rahmen dieser Forschungsarbeit kann anhand von
neun Phasen beschrieben werden. Innerhalb der verschiedenen Phasen wurden
Zwischenergebnisse generiert, die den weiteren Verlauf des Forschungs-
projektes im Sinne des Theoretischen Samplings im hermeneutischen Zirkel
bestimmen. Im folgenden Abschnitt werden die neun Phasen und die Zwischen-
ergebnisse beschrieben.
Phase 1 Identifizierung des Leitthemas durch Thesenbildung
Entsprechend dem Begriff der Theoretischen Sensibilität nach Anselm Strauss
und Juliet Corbin und dessen Weiterentwicklung von Franz Breuer begann die
Thesenformulierung mit Blick auf die Erfahrungswerte aus den ipsum-Projek-
ten 2003–2010. Die Thesen, die sich daraus ergaben, führten unter anderem
zur Ausarbeitung des methodologischen Rahmens der Generativen Bildarbeit,
der in Abschnitt 1.10 ausgeführt wird und nach dem die Fallstudien angelegt
wurden. Weitere Thesen aus den Erfahrungswerten der ipsum-Projekte wur-
den dokumentiert und in einem rekursiven Verfahren über den gesamten For-
schungszeitraum hinweg regeneriert, verworfen oder verfeinert. Durch diese
Thesen ergab sich das Leitthema für den weiteren Deutungsprozess. Basierend
auf dem Archivmaterial der ipsum-Projekte, konnten wiederum Kategorien
mit starkem Bezug zu diesem Leitthema identifiziert werden. In der folgenden
Tabelle werden die Zwischenergebnisse von Phase 1 dargestellt:
Thesen Fotografische Praxis fördert die Wahrnehmung der Teilnehmer_innen in homogenen
und heterogenen Gruppensettings.
Einzelne Konfliktsituationen bzw. Differenzen im Prozess regen zum Perspektiven-
wechsel innerhalb der Gesamtgruppe an.
Mithilfe fotografischer Praxis können generative Themen der Gruppe identifiziert
werden. Diese verweisen auf jene lebensweltlichen Zusammenhänge, die für die
Gruppenmitglieder von erhöhter Relevanz sind.
Fotografische Praxis regt das Bedürfnis der Gruppe an, gemeinsame Aktionen zu
setzen.
Leitthema Transformierende Eigenschaften von fotografischer Praxis in Gruppenprozessen.
Abb. 51 Zwischenergebnis Phase 1: erste Thesen und Leitthema
Phase 2 Auswahl der Fallstudien und erste Einschränkung
des Datenkorpus
Um den Datenkorpus einzuschränken, wurden in Phase 2 einzelne Fallstudien
für den Deutungsprozess ausgewählt. Diese Auswahl basiert auf folgenden
Begründungen: Bei den gewählten Fallstudien war die Teilnahme, also auch
die Anwesenheit bei den Gruppentreffen verpflichtend, die Teilnehmer_innen
nahmen somit kontinuierlich am Prozess teil. Ihr Reflektieren über Generative
Bildarbeit bezog sich somit auf alle Elemente der Generativen Bildarbeit.
Zudem handelte es sich bei den gewählten Fallstudien um Lehrveranstaltun-
gen an der Universität Wien, in denen Studierende ihre Erfahrungen mit
Generativer Bildarbeit umfassend in Forschungstagebüchern reflektierten.
Generative Bildarbeit
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Titel
- Generative Bildarbeit
- Untertitel
- Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
- Autor
- Vera Brandner
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2020
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-8394-5008-6
- Abmessungen
- 14.8 x 22.5 cm
- Seiten
- 276
- Schlagwörter
- Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, Situationalität, Reflexivität
- Kategorie
- Medien