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Generative Bildarbeit - Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
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247 Der Zwischenraum, die Lücke, die durch Differenzerfahrungen entsteht, ermög- licht es, Identität neu zu verhandeln, den Dingen neue Bedeutung zu geben und zur Geltung zu bringen, dass wir uns stets im Werden befinden. “And by exploring this Third Space, we may elude the politics of polarity and emerge as the others of ourselves.” (ebd.: 56). Im Dritten Raum als „transgressivem Raum“ (Brandes 2010: 235) verliert das Konzept der Trennlinie zwischen und innerhalb von sozialen Räumen seine eindimensionale, ausschließende Verfasstheit (Bhabha 2004: 5). Es handelt sich dabei um ein Raumverständnis, dem Bewegung und Dynamik inhärent sind, und das ermöglicht, festgefahrene Positionen und Bilder zu „ent-fixieren“ (Brandes 2010: 53–54). Grenzen und Trennlinien, die im üblichen Sinn die Randbereiche einer bestimmten Kultur, Politik oder Erkenntnis markieren, werden im Dritten Raum zum Zentrum. Es kommt dabei jene Ausprägung von Differenz zum Ausdruck, die zugleich trennt und verbindet: “This interstitial passage between fixed identifications opens up the possibility of a cultural hybridity that entertains difference without an assumed or imposed hierarchy […].” (Bhabha 2004: 5). Durch die Wahr- nehmbarkeit und das zunehmende Erkennen der eigenen Habitusgebundenheit und jener der Anderen können die Voraussetzungen des eigenen Handelns und Denkens erforscht und infrage gestellt werden. Differenzerfahrung wird zu einem reflexiven Prozess, indem der Habitus nicht nur als Hemmschuh, sondern auch als generatives Erzeugungsprinzip sozialer Praxisformen Bedeu- tung erlangt (Reckwitz 2012: 41). Das fotografische Spannungsfeld kann als Grenzraum zwischen den künstlichen Sphären der Wissenschaft, die ihrer- seits eingebettet ist in alltägliche, lebensweltliche Zusammenhänge, und der Lebenswelt, die selbst nicht ohne Verfremdung von außen betrachtet werden kann (Waldenfels 1997: 54), zur Geltung kommen. In Kontexten der transdis- ziplinären Nachhaltigkeits- wie Entwicklungsforschung — in denen Beteiligte eingelassen sind in tradierte, asymmetrische Machtbeziehungen, die sich in einer doppelten Distanz aus der Herkunft wie der Rolle im Forschungsprozess speisen (Vilsmaier 2013) — wird mit dem fotografischen Spannungsfeld als Drittem Raum ein Ort geschaffen, an dem diese Distanzen sichtbar gemacht, problematisiert und verändert werden können. 6.3.3 GENERATIVE BILDARBEIT ALS TRANSDISZIPLINÄRE GRENZ ARBEIT Fotografisch-visuelle Methoden haben keinen eindeutigen Ursprung und keine Alleinstellung innerhalb einer Disziplin. Wenn auch die Kunstgeschichte und die Soziologie, die Ethnologie bzw. die Kulturanthropologie sowie andere kulturwissenschaftliche Disziplinen mit den Kommunikations- und Medien- wissenschaften wesentliche Beiträge zur Etablierung visueller Methoden geleistet haben, dürfen Beiträge zur Methodenentwicklung aus anderen Diszi- plinen wie den Bildungs- und Politikwissenschaften sowie der Geografie nicht außer Acht gelassen werden. In der transdisziplinären Forschung sind besonders jene visuellen Ansätze von erhöhter Bedeutung, bei denen fotogra- fische Praxis — das Produzieren, Präsentieren, Rezipieren und Interpretieren von Fotos — zur Anwendung kommen. Durch dieses Geflecht von Handlungs-, Deutungs-, Übersetzungs- und Verständigungsprozessen werden Handlungs- spielräume in Situationen kultureller Differenz eröffnet. Das steht grundsätzlich
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Generative Bildarbeit Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Titel
Generative Bildarbeit
Untertitel
Zum transformativen Potential fotografischer Praxis
Autor
Vera Brandner
Verlag
transcript Verlag
Datum
2020
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-8394-5008-6
Abmessungen
14.8 x 22.5 cm
Seiten
276
Schlagwörter
Forschendes Lernen, Fotografische Praxis, Methodik, Generative Bildarbeit, Grenzarbeit, Kulturelle Differenz, Praxeologie, Selbstversuch, Reflexive Grounded Theory, Selbstwahrnehmung, Fremdwahrnehmungen, Situationalität, Reflexivität
Kategorie
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