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StudiumderdeutschenSpracheundLiteratur einebesondereAttraktivität
auf Frauen ausübte, unterschied dasWiener Institut nicht von anderen
Germanistikinstituten im deutschsprachigen Raum.5 Einen Sonderfall
stellte dieWiener Germanistik aber imHinblick auf die Zulassung von
Frauen zur Privatdozentur dar. In den 1920er Jahrenwurde inWien in-
nerhalbvonnur sechs JahrendreiWissenschaftlerinnendieVeniaLegendi
verliehen: 1921 der Literaturhistorikerin und Jakob Minor-Schülerin
Christine Touaillon (1878–1928) aufgrund ihrer über 600 Seiten um-
fassendenArbeitDerdeutscheFrauenromandes18. Jahrhunderts, 1924der
Romantikforscherin Marianne Thalmann (1888–1975) aufgrund ihres
zumStandardwerk avanciertenBuchsDerTrivialromanundder romanti-
sche Roman und 1927 der Volkskundlerin und späteren Ahnenerbe-Mit-
arbeiterin Lily Weiser (1898–1987) aufgrund der nur knapp neunzig
Seiten starken Broschüre Altgermanische Jünglingsweihen und Männer-
bünde.Mit diesen dreiWissenschaftlerinnen nahm dieWiener Germa-
nistik bezüglich der Zulassung von Frauen zur Habilitation sowohl im
Vergleichmit allen anderen Fächern der damaligen philosophischen Fa-
kultät6 als auch imVergleichmit allen anderenGermanistikinstituten im
deutschsprachigenRaumeineAusnahmestellung ein. So konnten sich in
Deutschland bis zumEnde derWeimarer Republik insgesamt zwar fünf
Germanistinnen habilitieren, jede von ihnen bezeichnenderweise aber an
eineranderenUniversität.7DieSchweiz,diebeiderZulassungvonFrauen
zumStudiumimeuropäischenVergleich eineVorreiterrolle einnahm,hat
im selben Zeitraum nur eine einzige Privatdozentin der Germanistik
vorzuweisen.8
zeichnis der an der Universität Wien approbierten Dissertationen 1937–1944
(1954), S. 77–101.
5 Vgl. u.a. Birn: Bildung und Gleichberechtigung (2012); Harders: Studiert,
promoviert, arriviert? (2004);Dickmann/Schöck-Quinteros (Hg.):Barrierenund
Karrieren (2000);VereinFeministischeWissenschaftSchweiz (Hg.): „Ebensoneu
als kühn“ (1988).
6 AnderUniversitätWienwurde bis 1938die Lehrbefugnis (neben dendreiGer-
manistinnen)derRomanistinEliseRichter,derPsychologinCharlotteBühler,der
HistorikerinErnaPatzelt,derKlassischenPhilologinGertrudHerzog-Hauser,den
Physikerinnen Franziska Seidl und Bertha Kralik, der Biologin Elisabeth Hof-
mann, der Chemikerin Anna Simona Spiegel-Adolf und den Medizinerinnen
CarmenCoronini-Cronberg,HeleneWastlundCarlaZawisch-Ossenitzverliehen.
7 1919AgatheLasch inHamburg,1923LuiseBerthold inMarburg,1924Johanna
Kohlund in Freiburg, 1925 Edda Tille-Hankammer in Köln und 1927Melitta
Gerhard inKiel.
8 AdelineRittershaus habilitierte sich 1902 inZürich.
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher