Seite - 16 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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zentundaußerordentlicherProfessortätig,bevorer1904alsOrdinariusfür
Ältere germanische Sprachen und Literatur an dieDeutscheUniversität in
Prag ging.Der Erstgereihte Josef Seemüller, dermit kaiserlichemDekret
vom1.August1905undmitRechtswirksamkeitvom1.Oktoberdesselben
Jahres zumOrdinarius berufen wurde,38war 1879 der erste Habilitand
Heinzels und nach seiner Wiener Privatdozententätigkeit seit 1890 zu-
nächst außerordentlicher und dann ordentlicher Professor an der Uni-
versitätInnsbruck.DiegesamteListe–allenvoranJosefSeemüller,derzum
Wintersemester1905dieNachfolgeHeinzelsantrat–entsprachalsoeinem
Berufungsmodus, bei dem imSinne problemfreierKontinuität allein die
jeweiligen Schüler des scheidendenOrdinarius als dessen Nachfolger in
Betracht gezogenwurden.
Die letzte Lehrstuhlbesetzung, die an derWienerGermanistik dieser
ReihederaufgebautenundgefestigtenOrdnungderprofessoralenErbfolge
entsprach, war dieNachfolge Josef Seemüllers 1912. Seemüller ließ sich
mit1.April1912indenständigenRuhestandversetzen,39hatteaberschon
fast ein Jahr zuvor erste Vorbereitungen für seine eigene Nachfolge ge-
troffen.Am22.Mai1911 schrieb er an seinen früherenWienerKollegen
Carl vonKraus, dermittlerweile eine Professur inBonn innehatte:
MeinemUrteilnachkönnennurSiezurNachfolge inbetrachtkommen. […]
MinorhatteSienachHeinzel an2.Stelle genannt: ermußSienunwol an1e
ziehen, in der Fakultät habenSie, dasweiß ich,warmeFreunde.
Ichpersönlich halte Sie in demMaße für geeignet, daß ich für einen unico-
Vorschlagwäre.40
Die Kommission, die zurWiederbesetzung der Lehrkanzel vom Profes-
sorenkollegiumderphilosophischenFakultätam11.Mai1912einberufen
wurde, holte zunächst schriftliche Gutachten von Jakob Minor, dem
„Vertreter des nächstangrenzenden Faches“41, der ausKrankheitsgründen
38 Brief desMinisteriums für Kultus undUnterricht an das Dekanat der philoso-
phischen Fakultät derUniversitätWien vom8. August 1905;UAW,Phil. Fak.,
Zl. 4349 ex 1904/05, PA3135 Josef Seemüller.
39 Brief desMinisteriums für Kultus undUnterricht an das Dekanat der philoso-
phischen Fakultät derUniversitätWien vom24.März 1912;UAW, Phil. Fak.,
Zl. 1128 ex 1911/12, PA3135 Josef Seemüller.
40 Brief vonSeemüller anKraus vom22.Mai 1911;BSBMünchen,NachlassCarl
vonKraus,Krausiana I.
41 BerichtderKommission zurNachbesetzungderLehrkanzel nach Josef Seemüller
vom 4. Juli 1912 (Referent: Rudolf Much); ÖStA, AVA,Unterricht allgemein,
Professoren und Lehrkräfte: Anstellungen, Rang, Entlassungen 1912–1914,
MCU,Zl. 33439 ex 1912.
I. Die Verfasstheit derWiener
Germanistik16
Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher