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nichtandenSitzungenteilnehmenkonnte,undvonJosef Seemüller selbst
ein. BeideGutachten sprachen sich, wie es verabredet war, für Carl von
Kraus an erster Stelle aus.DieKommission, die für die Besetzungsange-
legenheit nur deshalb statt einer zwei Sitzungen anberaumte, um auf die
Gutachtenzuwarten,folgtediesenEmpfehlungenmehralsvorbildlich.Sie
schlugCarl vonKraus nicht nur als Erstgereihten, sondern sogar sine et
unico loco vor. In ihrem Bericht vom 4. Juli 1912 begründete sie das
folgendermaßen:
Ohne dass dies in einem besonderen Beschluss zum Ausdruck gekommen
wäre, war doch derWunsch der Kommission deutlich erkennbar, dass der
ZusammenhangmitdergrossenVergangenheitderAltgermanistikanunserer
Universität gewahrtundwiederumeinSchülerHeinzels aufdessenLehrstuhl
berufenwerden sollte. […]
Gerade anC. v. Kraus zunächst zu denken, lag deshalb schon nahe, weil er
bereits nach Heinzels Tode für die Neubesetzung der altgermanistischen
Lehrkanzel an zweiter Stelle durchdieFakultät inVorschlag gekommenwar.
[…]
Es ist endlich begreiflich, dass in Erinnerung an die ehrenvolle Stellung, die
durch die überragende PersönlichkeitHeinzels der österreichischenGerma-
nistik gesichert war, es schmerzlich empfunden werdenmuss, dass wir den
anerkannt tüchtigsten seiner Schüler demAuslande überlassen sollen.42
DasMinisteriumnahmdaraufhin sogleichKontakt zuCarl vonKrausauf
undwollte ihnnochmitWintersemester 1912alsOrdinarius nachWien
bestellen. Kraus zeigte sich zwar geneigt, bat aber in einem Brief vom
7.August umVerschiebungderBerufungaufdas Sommersemester 1913,
umderBonnerUniversität unddempreußischenMinisteriumgenügend
Zeit für eineNachbesetzung seines dortigenLehrstuhls zu geben.43Einen
Tag später informierte das preußische Kultusministerium das Wiener
Ministerium fürKultus undUnterricht, dass es „versuchenwerde[ ], den
verdientenGelehrten zu veranlassen, seinem derzeitigenWirkungskreise
42 BerichtderKommission zurNachbesetzungderLehrkanzel nach Josef Seemüller
vom 4. Juli 1912 (Referent: Rudolf Much); ÖStA, AVA,Unterricht allgemein,
Professoren und Lehrkräfte: Anstellungen, Rang, Entlassungen 1912–1914,
MCU,Zl. 33439 ex 1912.
43 Brief vonKraus anCarl vonKelle (Sektionschef imMinisterium fürKultus und
Unterricht) vom7.August 1912;ÖStA,AVA,Unterricht allgemein, Professoren
undLehrkräfte:Anstellungen,Rang,Entlassungen1912–1914,MCUZl.33439
ex 1912. I.1. Kategorien derOrdnung 17
Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher