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umihnzurUebernahmederWienerLehrkanzel zubewegen“.84Ebenfalls
mit Eingangsstempel vom 10. Juli 1913meldete sich aber auch Robert
Sieger,DekanderGrazerphilosophischenFakultät,beimMinisterium,um
es –mit denselben Argumenten wie dieWiener Universität – dazu auf-
zufordern, „Schritte zu tun,umdenProfessorSeuffertunsererUniversität
zu erhalten“und ihmgegebenenfalls „durch entsprechendeKonzessionen
das Verbleiben an der Grazer Universität [zu] ermöglichen“.85Bernhard
Seuffertwardamit imAlter vonbereits sechzig Jahren fürkurzeZeit zum
meist umworbenenGermanisten des deutschen Sprachraums geworden.
DasMinisterium stand vor derEntscheidung, ihn entweder ander einen
österreichischenUniversität zu halten und eine weitere langwierige Dis-
kussionumdieBesetzungdesLehrstuhls ander anderenösterreichischen
Universität zu riskieren oder ihn umgekehrt fürWien zu gewinnen und
damit eineVakanz inGraz zu verursachen.
Aus Sicht der Unterrichtsverwaltung konnte Seuffert für eine Neu-
berufung aufgrund seines fortgeschrittenen Alters kein idealer Kandidat
sein.Trotzdementschloss sichdasMinisterium, inErmangelungeinesvon
derMehrheit getragenenVorschlags für den zweiten Platz,mit ihmVer-
handlungen aufzunehmen. Seuffert stellte jedoch, wie zu erwarten war,
höhere finanzielle Ansprüche als es sonst beiNeuberufungen üblichwar.
Nach einem intensiven Briefverkehr zwischen Seuffert und demUnter-
richtsministerium, zwischen dem Unterrichtsministerium und dem Fi-
nanzministerium sowie einer persönlichenBesprechung von Seuffertmit
dem Unterrichtsminister scheiterte die Berufung Ende Oktober 1913
schließlichamVetoderFinanzverwaltung,die–andersalsbeiderBerufung
desAltgermanistenCarl vonKraus ein Jahrdavor–nicht gewilltwar,den
deutlich geringeren Forderungen des Neugermanisten Seufferts zuzu-
stimmen.86
WieausdenAktendesUnterrichtsministeriumshervorgeht,warman
daraufhin geneigt, die Angelegenheit zur erneuten Verhandlung an die
WienerUniversität zurückzugeben.87Davorbesprachman sich abernoch
84 Bericht derMajorität der Berufungskommission vom 2. Juli 1913 (Abschrift);
ÖStA,AVA,MCU,Zl. 32739 ex 1913, fol. 11 verso.
85 Brief des Dekanats der philosophischen Fakultät der Universität Graz an das
Ministerium für Kultus undUnterricht vom 8. Juli 1913; ÖStA, AVA,MCU,
Zl. 32739 ex 1913.
86 Die Briefe und Dokumente zur Verhandlung des Ministeriums mit Bernhard
Seuffert befinden sich imÖStA,AVA,MCU,Zl. 37083,Zl. 38890,Zl. 39831,
Zl. 45157undZl. 55234 ex 1913.
87 ÖStA,AVA,MCU,Zl. 55233 ex 1913.
I. Die Verfasstheit derWiener
Germanistik32
Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher