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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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hungsreichenKonfigurationen bedeutend ans Licht tritt und treten soll, als Hauptsache desWeltbildes […].211 „[R]ätselhafte Verschlungenheit aller Geschicke“, „dunkelklar in bezie- hungsreichen Konfigurationen“ – das hört sich verdächtig nach einem Versuch an, sich durch dichterischeAusdrucksformen einemSinn zu nä- hern, der mit dem Erkenntnisinstrumentarium der akademischenWis- senschaft nicht zu fassen war. Tatsächlich war Hofmannsthal aber auch diesmal nicht zufrieden: „Nein, Sie müssen schon bei Ihrer Weise, die Dinge darzustellen bleiben […]. Es gibt eben jene andereDarstellungs- weise, und es gibt die Ihre, beide sind giltig, undunsDeutschen ist viel- leicht doch jene andere, auf dieTypenundCanones ausgehende,minder gewiß.“212 EinweiteresProjekt,dasebendieseZwischenstellunghabensollte,war Hofmannsthals Idee vom „Buch des Dichters“, das er von Brecht ge- schrieben habenwollte. Es sollte, wie sich Erika Brecht erinnerte, „ganz groß angelegt, ohneZitate oder sonstigen gelehrtenApparat, ohne jeden Anklang an Biografie“ sein, demnach „ein Buch, in demder Prozeß des dichterischen Schaffens, selbst eine Art Dichtung, in klassischer Weise dargestelltwerdensollte“.213Dieses„Hofmannsthal-BuchalsGundolfsche Gestaltmonographie“214 schrieb Brecht aber nicht mehr. Sein Dilemma bemühte sichBrecht imNovember 1923PaulKluckhohn zu erklären: M.GesprächemitHofm. lassen sich nicht wiedergeben. Sie betreffenmeist das Innerstedesdichter.Prozesses.Sehreigentümlich ist auchdasPhänomen, wenneinerplötzlichinnerlichzudichtenbeginnt,numineafflatus.Ichverlasse H.dann stets. Er stirbt plötzlichderAußenwelt ab. […]DiePhilosophenu. Ästhetiker redeneigentlichnur soherum.Jemehrmandavonverstehen lernt, umsomehrneigtmandazu,überdiesegeheimnisvollenDingedenSchnabel zu halten.Die ältereGeneration verstand freilich davon garnichts.215 Wenn Brecht in seinem Versuch, das „Innerste des dichter. Prozesses“ darzustellen, auch scheiterte, so zeigen seine Veröffentlichungen zuHof- mannsthal doch den von ihm festgestellten Unterschied zur vorherigen, demWissenschaftsideal strenger Philologie verpflichteten Germanisten- 211 Brecht:FragmentarischeBetrachtungüberHofmannsthalsWeltbild(1924),S.24. 212 Hofmannsthal/Brecht: Briefwechsel (2005), S. 68 (Brief vonHofmannsthal an Brecht vom1. Juli 1924). 213 ErikaBrecht: Erinnerungen anHugo vonHofmannsthal (1946), S. 41–42. 214 Osterkamp: Formale, inhaltliche und politische Akzeptanz vonGegenwartslite- ratur (1993), S. 176. 215 Brief von Brecht an Kluckhohn vom 27.November 1923; DLAMarbach, Be- stand:DeutscheVierteljahrsschrift. I.3. Philologie undmoderate Geistesgeschichte 61
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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