Seite - 80 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Bild der Seite - 80 -
Text der Seite - 80 -
für jede begründeteMeinung undMethode“287 auszeichnete.288 InWien
übernahmKluckhohnnebendemAltgermanistenDietrichKraliksogleich
dieLeitungdesSeminars fürDeutschePhilologie,289gabab1928dieerste
historisch-kritischeNovalis-Ausgabeherausundwar ab1931 imRahmen
des SammelwerksDeutsche Literatur in Entwicklungsreihen für elf Bände
derReiheRomantik alsHerausgeber verantwortlich.290 In der Lehre kon-
zentrierte sichKluckhohnaufdieLiteraturderdeutschenRomantik, er las
aber auch über das Drama des 17. und 18. Jahrhunderts, über die Ge-
schichte des Romans vom 16. bis zum 19. Jahrhundert und über Ge-
genwartsliteratur.291
KluckhohnsAmtszeit fiel in einePhasemassiver nationalsozialistisch,
antisozialistisch und antisemitisch bedingter Studierendenunruhen in
Wien, in denenHakenkreuz- undHeimwehr-Studierende ihre sozialisti-
schen und jüdischen Kommilitonen und Kommilitoninnen verfolgten,
verprügeltenundausdemUniversitätsgebäude vertrieben.292Wie engdie
Verbindung zwischen Studierenden und Lehrenden aus dem völkisch-
deutschnationalen Lager war, offenbarte sich spätestens, als der damalige
Rektor der Wiener Universität Wenzel Gleispach 1930 eine neue Stu-
dentenordnungerließ.DarinwurdendieStudierenden–unabhängig von
ihrer Staatsbürgerschaft – nach ihrer „Volkszugehörigkeit“ bzw. „Ab-
stammung“ in die „Deutsche Studentenschaft“ und die „gemischte Stu-
287 Binder: PaulKluckhohn [Nachruf] (1958), S. 224.
288 Zu Kluckhohns Bedeutung für die zeitgenössische Romantikforschung vgl.
Klausnitzer: Blaue Blume unterm Hackenkreuz (1999); zu Konzept und Ge-
schichte derDeutschen Vierteljahrsschrift für Literaturwissenschaft und Geistesge-
schichte vgl. Rothacker: Rückblick und Besinnung (1956); Dainat/Kolk: Das
ForumderGeistesgeschichte (1995).
289 Ernennungsdekret des Bundesministeriums für Unterricht für Paul Kluckhohn
vom25.November 1926;UAW,Phil. Fak., PA2216PaulKluckhohn.
290 Das waren: Lebenskunst (1931); Weltanschauung der Frühromantik (1932);
FrühromantischeErzählungen1(1933);FrühromantischeErzählungen2(1933);
DeutscheVergangenheit unddeutscher Staat (1935);DramenderFrühromantik
(1936);Vorbereitung(1937);DramenvonZachariasWerner(1937);Dramenvon
ClemensBrentanoundAchimvonArnim(1938);DramenvonAchimvonArnim
und Joseph vonEichendorff (1938); Lustspiele (1938);Charakteristiken (1950).
291 Vgl.ÖffentlicheVorlesungen anderUniversität zuWien (1927–1931).
292 ZurStudierendengeschichte indererstenHälftedes20.Jahrhundertsvgl.Speiser:
Die sozialistischen StudentenWiens (1986); Lichtenberger-Fenz: „…deutscher
Abstammung undMuttersprache“ (1990); Zoitl: „Student kommt von Studie-
ren!“ (1992); Posch/Ingrisch/Dressel: „Anschluß“ und Ausschluss (2008); Gra-
benweger: Literatur –Politik –Universität [erscheint 2016].
I. Die Verfasstheit derWiener
Germanistik80
Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher