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Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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serin selbst, vonderWieland,wie er schrieb, dieHandschrift „unter den Rosen der Freundschaft“108, also unter demSiegel derVerschwiegenheit, erhalten habe, habe nie selbst daran gedacht, „für dieWelt zu schreiben, oder einWerkderKunsthervorzubringen“109, vielmehrwar für sie immer die „moralische Nützlichkeit der erste Zweck“110. Deshalb, so beteuerte Wieland, konnte „ich dem Verlangen nicht widerstehen, allen tugend- haftenMüttern,allen liebenswürdigen jungenTöchternunsrerNationein Geschenke mit einemWerke zumachen, welches mir geschickt schien, Weisheit undTugend […] zubefördern“111.Mit der explizitenNennung des Adressatenkreises, der Intention der Autorin und der Funktion der Sternheim entwarf Wieland das Genre ,Frauenliteratur‘ und verwies den Roman sogleichdarauf,wasLaRochesHervortreten alsAutorin zugleich legitimierte, festlegteundbeschränkte.112Möglichwardasaufgrundder in der zweitenHälfte des 18. Jahrhunderts aufkommendenVorstellung der ,Geschlechtscharaktere‘, derzufolge nicht die gesellschaftliche Stellung, sondern dieNatur „de[n]Mann für den öffentlichen, die Frau [aber] für denhäuslichenBereich“113prädestiniere.Währenddas frühaufklärerische Konzept des ,GelehrtenFrauenzimmers‘ zumindest zumTeil auf derAn- nahmedernatürlichenGleichheitderGeschlechterbasierte, gingmanbei der ,Empfindsamen‘ von einer natürlichenUngleichheit aus: Die Gelehrte war eine Analogiekonstruktion. Im Bild der Empfindsamen dagegen sollten die Spezifika desWeiblichen deutlich hervortreten.Mit ihm war ein demMännlichen entgegengesetzt gedachter weiblicherGeschlechts- charakter gemeint.114 Die Ablehnung der weiblichen Gelehrsamkeit und die Aufwertung des Gefühls alsmoralische Instanz führtenzwarzunächst zueinerAufwertung der traditionell den Frauen zugeschriebenen sensitivenEigenschaften, je- dochnurumdenPreisderSektoralisierung.Gleichsamals„Galionsfiguren empfindsamer Tugend“115 und als literarische Repräsentantinnen dieser korrigieren ließen. Touaillon: Der deutsche Frauenroman des 18. Jahrhunderts (1919), S. 102 (Anm. 107). 108 Wieland: AnD. F. G. R. V. ******* [Vorwort des Herausgebers] (1983), S. 9. 109 Wieland: AnD. F.G. R. V. ******* [Vorwort desHerausgebers] (1983), S. 13. 110 Wieland: AnD. F.G. R. V. ******* [Vorwort desHerausgebers] (1983), S. 14. 111 Wieland: AnD. F.G. R. V. ******* [Vorwort desHerausgebers] (1983), S. 10. 112 Becker-Cantarino: Schriftstellerinnen der Romantik (2000), S. 161; vgl. auch dies.:MeineLiebe zuBüchern (2008). 113 Hausen:Die Polarisierung der ,Geschlechtscharaktere‘ (1976), S. 367. 114 Bovenschen:Die imaginierteWeiblichkeit (1979), S. 161. 115 Bovenschen:Die imaginierteWeiblichkeit (1979), S. 159. II.3. Kanon undGeschlecht 127
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Germanistik in Wien Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Titel
Germanistik in Wien
Untertitel
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
Autor
Elisabeth Grabenweger
Verlag
De Gruyter Open Ltd
Ort
Berlin
Datum
2016
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-11-045927-2
Abmessungen
15.5 x 23.0 cm
Seiten
290
Schlagwörter
German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
Kategorie
Lehrbücher
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