Seite - 178 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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Thalmann, deren Arbeiten zweifellos „geistvoll“, aber doch etwas „zu
systematisch“ und „methodisch nicht sehr befriedigend“ seien, den Titel
verleihen, dann dürfe man, so Nadler in den Sitzungsprotokollen,
Rupprich, der nicht nur „[p]hilologisch und geistesgeschichtlich vorzüg-
lich“ arbeite, sondern sich auch noch durch seine „[b]escheidene Art“
auszeichne, nichtübergehen.Der „Titel fürThalmann“könne, soNadler
weiter, zwar „verantwortet werden“, aber da dieser „die Reise zu einer
Professur ausdrücken“ soll (die,wieNadler anklingen ließ, fürThalmann
nicht in Frage kam), ließe sich nur die „gleichzeitige Eingabe für beide“
rechtfertigen.117Nadler umgingmit seiner Argumentation geschickt die
üblicheVorgehensweisederFakultät,nachdereinPrivatdozentmindestens
sechs Jahre habilitiert sein musste, bevor ihm der Titel eines außeror-
dentlichenProfessorsverliehenwurde(Rupprichhatteerst1929dieVenia
Legendi erhalten).118Gleichzeitig setzte erdamit auchdenPrivatdozenten
HermannMenhardt zurück, der – gemäß der üblicherweise nach Jahren
bemessenen Reihenfolge – der nächste Anwärter gewesen wäre.119 Auf-
grund der Unterstützung, die Nadler von Dietrich Kralik und Rudolf
Mucherhielt, bliebendie vorsichtigenEinwändeEduardCastles, der eine
„Kränkung“desZurückgesetzten befürchtete, unddesMineralogenEmil
Dittler, der „zu bedenken [gab], daß in der Fakultät Schwierigkeiten
entstehenwerden“,wirkungslos; derAntragNadlers, nicht nur fürThal-
mann, sondern auch fürRupprich denTitel zu beantragen, wurde ange-
nommen.120 Im daraufhin angefertigten Kommissionsbericht für das
117 Protokoll der Kommissionssitzung betreffendVerleihung des Titels eines Extra-
ordinarius an Privatdozentin Dr. Marianne Thalmann vom 25. März 1933
(Vorsitzender:DekanHeinrichSrbik);UAW,Phil. Fak.,Zl. 668ex1932/33,PA
3433MarianneThalmann.
118 Die zumindest sechs verlangten Privatdozentenjahre beruhten nicht auf einem
Erlass, sondernnurauf einemRichtwertdesMinisteriums,wurdenaberbislang–
mit Ausnahme vonHerbertCysarz, der bereits 1926, vier Jahre nach seinerHa-
bilitation, tit. a.o. Professor wurde – immer bei der Verleihung des Titels be-
rücksichtigt.ZumVergleichdie anderen inden1920erund1930er Jahrenander
Wiener Germanistik mit dem Titel eines a.o. Professors versehenen Wissen-
schaftler: Dietrich von Kralik, Habilitation 1914, tit. a.o. 1922; Anton Pfalz,
Habilitation 1919, tit. a.o. 1925; FranzKoch,Habilitation 1926, tit. a.o. 1932;
EdmundWießner,Habilitation 1927, tit. a.o. 1933;Walter Steinhauser,Habi-
litation 1927, tit. a.o. 1934.
119 HermannMenhardthabilitiertesich1928beiKonradZwierzinainGraz,ließseine
Venia Legendi nachWien übertragen und erhielt dort 1934 denTitel eines au-
ßerordentlichenProfessors.
120 Protokoll der Kommissionssitzung betreffendVerleihung des Titels eines Extra-
ordinarius an Privatdozentin Dr. Marianne Thalmann vom 25. März 1933
III.Marianne Thalmann
(1888–1975)178
Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher