Seite - 185 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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Volkskunde‘ und ,Volkskundliche Übungen‘,8 heiratete daraufhin den
norwegischenPhilosophieprofessorAnathonAall, zogmit ihmnachOslo
und bekam drei Kinder.9 Sie beschäftigte sich weiterhinmit volkskund-
lichenThemen, erhielt 1933 für ihrenAufsatz „Der seelischeAufbau re-
ligiöser Symbole“10die „Goldmedaille desKönigs“derUniversitätOslo11
und veröffentlichte u.a. 1937 die methodische Grundlagenarbeit Volks-
kunde undPsychologie, in der sie, wie bereits in ihrerHabilitationsschrift,
aufdie völkerpsychologischenSchriftenWilhelmWundts rekurrierteund
sich für volkskundlicheFragestellungen vonderhistorisch-philologischen
Herangehensweise der Germanistik distanzierte.12 Institutionell in Er-
scheinung trat sie aber erstwieder nachdemTod ihresMannes 1943: als
„Mitarbeiterin und Vertrauensfrau“13 der von der SS geführtenWissen-
schaftsorganisationAhnenerbe.Dortwurde sie imJuni1943 indie ,Lehr-
undForschungsstätte für indogermanischeGlaubensgeschichte‘berufen,14
auch aufgrund „ihre[r] alten persönlichen undwissenschaftlichen Bezie-
hungenzuProf.OttoHöfler“15,derseit1937„mitgrößtemErfolg[…]die
vomAhnenerbebetreuteKulturarbeit der SS“16organisierte.
DieVeniaLegendi anderUniversitätWien,wosie abWintersemester
1930 in den Vorlesungsverzeichnissen als beurlaubt geführt wurde, war
aufgrund der Nichtabhaltung von Lehrveranstaltungen inzwischen erlo-
schen,17 was Weiser 1935 schriftlich mitgeteilt wurde.18 Ihrer Nach-
8 DeutscheVolkskundelasWeiservor117Hörern,VolkskundlicheÜbungenvor23
Hörern: Die Hörerzahlen sind einem Brief derWiener Universitätsquästur an
Richard Meister vom 8. Juni 1935 entnommen; UAW, Phil. Fak., o.Z., PA
3686LilyWeiser.
9 Vgl. dazuNiem:LilyWeiser-Aall 1898–1987 (1998), S. 27–28.
10 Weiser-Aall:DerseelischeAufbaureligiöserSymbole(1933).Vgl.auchdies.:Zum
Aufbau religiöser Symbolerlebnisse (1934).
11 Niem:LilyWeiser-Aall 1898–1987 (1998), S. 29.
12 Weiser-Aall: VolkskundeundPsychologie (1937).
13 Bockhorn: „Mitall seinenvölkischenKräftendeutsch“ (1994),S.570;ders.:Der
Kampf umdie „Ostmark“ (1989), S. 35 (Anm.60).
14 Wallnöfer: Spirituelles,Mythologisches, Psychologisches (2008), S. 71.
15 Brief von SS-Hauptsturmführer Fritz Schwalm (Rasse- und Siedlungshauptamt
der SS) an LilyWeiser-Aall vom 10. April 1943; zit. n.Wallnöfer: Spirituelles,
Mythologisches, Psychologisches (2008), S. 75.
16 Brief von Walther Wüst (Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe) an
HeinrichHimmlervom15.Oktober1937;zit.n.Kater:Das„Ahnenerbe“derSS
1935–1945 (2006), S. 138.
17 Das entsprach § 21 der Habilitationsnorm von 1920. Vollzugsanweisung des
Staatsamts für Inneres und Unterricht vom 2. September 1920, betreffend die
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Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher