Seite - 186 - in Germanistik in Wien - Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
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kriegskarriere inOslo tat jedoch weder der Verlust der Venia noch ihre
Tätigkeit fürdasAhnenerbe einenAbbruch:1946wurde sieKuratorindes
neugegründetenInstituts fürNorwegischeEthnologischeForschung, stieg
in leitendePosition auf und ging ebendort 1968 inPension.19
AnWeisers Habilitierung an derWiener Germanistik 1927 ist zu-
mindest zweierlei bemerkenswert: Zum einen, dass das Thema ihrer
Habilitation nicht an der Peripherie deswissenschaftlichen Interesses an-
gesiedelt war (wie es beiChristineTouaillon und zumTeil auch beiMa-
rianneThalmanninderneuerenAbteilungderFallwar),sondernindessen
Zentrum, d.h. dassmitWeiser in der Altgermanistik eine Frau die zeit-
genössischmeistdiskutierteFragederGermanenkunde,nämlichdienach
denMännerbünden, als erste bearbeitete; zum anderen und damit zu-
sammenhängend, dass einwesentlicher Schritt in derDisziplingenese der
Volkskunde, nämlich die offizielle Benennung einer Lehrbefugnis, eben-
falls anWeisersHabilitation hing.Damit stellt sich die Frage, warum in
einer Zeit, in der es an derWiener Germanistik an Privatdozenten und
Habilitationen wahrlich nicht mangelte, gerade eine Frau diese wissen-
schaftspolitischwichtige Position einnehmen konnte.Umdiese Frage zu
beantworten, wird imFolgenden zunächst auf die fachinterneKonstella-
tion (Much-Schule, Germanistik und Volkskunde, Verfasstheit der Alt-
germanistik), inderdieHabilitation stattfand, eingegangen.Danachwird
anhand vonWeisers wissenschaftlichenArbeiten, vor allem ihrerDisser-
tationund ihrerHabilitationsschrift, ihrVerständnis vongermanistischer
Volkskunde untersucht und daraufhin analysiert, wie das Motiv der
Männerbünde in der Germanenkunde verhandelt wurde. In einer Zu-
sammenschau dieser Aspekte werden schließlich Ideologien und Netz-
werke,Konkurrenz-undMachtverhältnisse imBereichderVolkskundean
derWienerUniversität betrachtet, umdiePositionWeisers in demzuvor
beschriebenen Subfeld derGermanistik zu bestimmen.
Zulassung unddie Lehrtätigkeit der Privatdozenten andenHochschulen (Habi-
litationsnorm) (1920), S. 1647.
18 BriefdesDekansDietrichvonKralikanLilyWeiservom12.Juli1935;UAW,Phil.
Fak., PA3686LilyWeiser.
19 Niem:LilyWeiser-Aall 1898–1987 (1998), S. 30.
IV. LilyWeiser
(1898–1987)186
Germanistik in Wien
Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Titel
- Germanistik in Wien
- Untertitel
- Das Seminar für Deutsche Philologie und seine Privatdozentinnen (1897–1933)
- Autor
- Elisabeth Grabenweger
- Verlag
- De Gruyter Open Ltd
- Ort
- Berlin
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-11-045927-2
- Abmessungen
- 15.5 x 23.0 cm
- Seiten
- 290
- Schlagwörter
- German literary studies, literary text, history, first female scholars, Wiener Germanistik, Wissenschaftsgeschichte
- Kategorie
- Lehrbücher